Wenn von mystischen Kraftorten in der Hersbrucker und der Fränkischen Schweiz die Rede ist, werden oft der Druidenhain bei Wohlmannsgesees, Nürnbergs Hausberg, das Walberla, oder auch die Teufelshöhle bei Pottenstein genannt. Diese Orte sind zweifelsohne faszinierend. Ähnlich wie bei den Externsteinen gibt es allerdings keine archäologischen Beweise, dass es sich tatsächlich um Opferplätze aus der Jungsteinzeit oder der Keltenzeit handelte. Ganz anders sieht es bei den folgenden Höhlen und Kultplätzen aus:

  1. Die Esperhöhle bei Burggaillenreuth oberhalb des Wiesenttals
  2. Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern nahe Bamberg
  3. Der Rabenfels bei Krottensee
  4. Hohler Stein bei Schwabthal
  5. Der Kemitzenstein bei Bad Staffelstein
  6. Großer und Kleiner Rothenstein bei Stübig
  7. Das Hexentor und der Große Wasserstein bei Betzenstein
  8. Das Felsenloch bei Plech

1. Highlight: Die Esperhöhle bei Burggaillenreuth

Die Esperhöhle liegt knapp 900 Meter nordwestlich des Gößweinsteiner Ortsteils Leutzdorf, oberhalb des Wiesent­tals auf rund 440 Metern Höhe. Die ringförmigen Felsen, die sich um den Höhleneingang gruppieren, ähneln einem Amphitheater. In der Höhle wurde eine Vielzahl menschlicher Knochen und Artefakte aus der Späthallstatt- und Frühlatènezeit gefunden. Die Funde sind im Naturhistorischen Museum Nürnberg ausgestellt. Auf dem nahegelegenen Schlossberg bei Burggaillenreuth befinden sich dazu die Reste einer keltischen Befestigungsanlage. Die Esperhöhle ist, ähnlich wie die Versturzhöhle Riesenburg, eigentlich eine Höhlenruine. Sie besteht aus mehreren Grotten, Einbrüchen und Nebenräumen. Das sogenannte Klingloch ist ein etwa 22 Meter tiefer Schacht, der nur mittels Einseiltechnik begehbar ist. Am Boden befinden sich mehrere Wasserbecken mit durchgehenden Tropfsteinen (Stalagnaten) in der Höhlenwand.

Von der Esperhöhle kannst du dazu zum Druidenhain bei Wohlmannsgesees wandern.

2. Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern nahe Bamberg

Die „Mutter“ aller Opferhöhlen

Die Jungfernhöhle liegt etwa 15 Kilometer östlich von Bamberg und wurde in der Stein- und Bronzezeit sowie in der Keltenzeit und im Mittelalter als Opfergrube benutzt. Die Höhle selbst ist neun Meter breit, drei Meter hoch und sieben Meter lang. Das Portal ist allerdings lediglich eineinviertel Meter hoch und führt direkt in einen steil nach unten führenden Schacht. Die Höhle lässt sich deswegen nicht besichtigen. Während der Ausgrabungen wurden einerseits Bandkeramik-Gefäße sowie als Essstäbchen interpretierte Knochenstäbchen aus der Jungsteinzeit gefunden. Noch spektakulärer waren die Skelett- und Schädelreste von mindestens 40 Menschen, 10 bis 11 Erwachsenen (darunter 9 zumeist jüngere Frauen), 4 bis 5 Jugendlichen sowie 23 Säuglingen und Kindern, die alle vor etwa 6150 Jahren gelebt haben. Die Skelette waren alle unvollständig und lagen zerstreut, alle Schädel waren zertrümmert und einige Röhrenknochen zersplittert, wobei eine Entnahme des Knochenmarks vermutet wurde. Zunächst wurde von den Forschern Kannibalismus vermutet. Schnitt- oder Feuerspuren konnten an den Knochen jedoch nicht nachgewiesen werden. Es handelte sich deswegen wohl eher um ein spezielles Totenritual. In der Nähe der Höhle wurden Reste einer Befestigungsanlage gefunden, ähnlich wie bei der Esperhöhle. Die Funde sind heute in der Alten Hofhaltung in Bamberg ausgestellt. Besonders interessant ist die Tatsache, dass bereits vor der Entdeckung der menschlichen Überreste im Jahre 1958 lokale Sagen über spukende kopflose Jungfrauen im Bereich der Höhle gab. Dies legt eine mündliche Tradierung der mutmaßlichen Opferrituale von der der Bandkeramik bis in die Neuzeit nahe.

Kannibalismus und Menschenopfer in der Fränkischen Schweiz?

3. Der Rabenfels bei Krottensee

Kletterabenteuer an einer frühzeitlichen Kultstätte

Der etwa 30 Meter hohe Rabenfels liegt nordöstlich von Krottensee und südwestlich der Gemeinde Auerbach in der Oberpfalz. Der Felsturm aus Frankendolomit hat mit seinem ausgeprägten Überhang an der Spitze eine sehr markante Form. Rund um die Felsnadel wurde Keramik der Urnenfelder-Kultur gefunden – ein Zeichen dafür, dass an dieser Stelle einst Gefäße im Rahmen ritueller Opferungen in die Tiefe gestürzt wurden. Es ist erlaubt, den Rabenfels als Kletterfelsen zu nutzen. Weitere Beispiele für Opferfelsen der Urnenfelderzeit sind die Maximilianswand (ebenfalls bei Krottensee) und die Schellnecker Wände bei Essing im Altmühltal.

Weitere Opferplätze / Begräbnisstätten auf der Fränkischen Alb

4. Hohler Stein bei Schwabthal, Lkr. Lichtenfels

Der Hohle Stein ist ein frei stehender massiver Felsblock mit mehreren Durchgängen, Höhlen und Spalten. Auf dem Gipfel und in Felsspalten wurden Fragmente von Menschen- und Tierknochen sowie zahlreiche eher kleinteilige Gefäßbruchstücke gefunden. In der weiteren Nachbarschaft standen Siedlungen der frühneolithischen Bandkeramik, der Hallstatt- und Latène-Zeit sowie der römischen Kaiserzeit.

5. Der Kemitzenstein bei Bad Staffelstein

Nur wenige Kilometer vom Hohlen Stein entfernt liegen die Kemitzensteine. Auch sie dienten wohl als Kultstätte, da hier Tonscherben aus germanischer Zeit gefunden wurden. Die zerklüfteten, markanten Felsen sind beliebt bei Kletterern.

6. Großer und Kleiner Rothenstein bei Stübig, Lkr. Bamberg

Die beiden dicht beieinander stehenden wuchtige Felstürme befinden sich auf einem steilen Talhang. Es wurden zahlreiche Funde aus Endneolithikum, Bronzezeit, Urnenfelderzeit, Hallstatt- und Laténezeit gemacht. Dabei handelte es sich um Fragmente von Tierknochen sowie von Keramikgefäßen.

7. Das Hexentor und der Große Wasserstein bei Betzenstein

Das nahezu kreisrunde Hexentor und der etwa 1,4 Kilometer entfernt gelegene Große Wasserstein dienten wohl als Zuflucht jungsteinzeitlicher Jäger, was Funde bestätigen. Möglicherweise handelte es sich auch um Opferstätten. Das gewaltige Wassersteintor ist 12 Meter tief, zwischen 2,50 und 7,50 Meter breit und bis zu sechs Meter hoch. Neben steinzeitlichen Spuren wurden auch Funde aus der späten Hallstattzeit, der Frühlatènezeit und des Mittelalters gemacht.

8. Das Felsenloch bei Plech

Im Felsenloch bei Plech, einer Schachthöhle, wurden Schmuck, Geschirr und Scherben aus der Bronzezeit sowie Knochenresten von 49 Menschengefunden. Die Funde stammen aus der Frühen Bronzezeit (1800-1600 v. Chr.) bis hin zur Keltenzeit. In zwei jüngeren Schichtpaketen barg man Skelettreste von 49 Menschen, darunter Männer, Frauen und Kinder. Der Einstiegsschacht führt 5 Meter in die Tiefe, eine weitere Erdspalte mit unterirdischem Eingang ist zehn Meter tief.

Die Höhle wurde mittlerweile eingezäunt und darüber wurde ein Metallgitter gebaut, sodass du einfach und bequem von oben in den Schacht hinunterblicken kannst.

Mystische Orte in der Fränkischen Schweiz

Druidenhain bei Wohlmannsgesees

Das Walberla – Nürnbergs Hausberg

Die Teufelshöhle bei Pottenstein