Das Felsenloch bei Plech ist eine der bedeutendsten prähistorischen Höhlen Bayerns und ein faszinierendes Ziel für Wanderer und Geschichtsinteressierte. Eingebettet in die malerische Landschaft der Fränkischen Schweiz, bietet es nicht nur geologische Einblicke, sondern auch einen Blick in die frühe Besiedlungsgeschichte der Region – es diente in der Bronzezeit als Begräbnisstätte und Kultplatz.
Lage und Erreichbarkeit
Das Felsenloch befindet sich zwischen den Ortschaften Plech und Höfen im oberfränkischen Landkreis Bayreuth. Es liegt eingebettet in die bewaldeten Hänge der Fränkischen Alb und ist Teil des Plecher Höhlenwegs. Ein über den Höhleneingang gebauter Steg ermöglicht es Besuchern, einen sicheren Blick in die Tiefe der Höhle zu werfen. Informative Schautafeln erläutern die geologische und archäologische Bedeutung des Felsenlochs.
Geologische Entstehung
Das Felsenloch ist eine Schachthöhle, die durch karstbedingte Prozesse im Dolomitgestein der Fränkischen Alb entstanden ist. Über Jahrtausende hinweg haben Wassererosion und chemische Verwitterung zur Bildung dieser vertikalen Höhlenstruktur geführt. Solche geologischen Formationen sind typisch für die Region und bieten wertvolle Einblicke in die Erdgeschichte.

Das Felsenloch vom Steg aus gesehen
Archäologische Bedeutung als Kultstätte
Archäologische Untersuchungen in den Jahren 1967/68 förderten eine Vielzahl bedeutender Funde zutage. Dabei wurde das Felsenloch als prähistorische Kult- und Bestattungsstätte identifiziert. Die Funde umfassen zahlreiche Keramikfragmente, Bronzeschmuck wie Spiralarmringe, Perlen, Tierknochen, Holzkohlereste, Feuersteinwerkzeuge und vor allem die Skelette bzw. Skelettteile von mindestens 49 Menschen.
Besonders auffällig unter den Funden ist eine dreifach durchlochte Scheibe aus Keramik, die vermutlich einen Amulettcharakter besaß. Ihre Form erinnert stark an menschlichen Schädeldecken. Möglicherweise handelt es sich um eine symbolische Nachbildung mit kultischer Bedeutung. Bemerkenswert ist außerdem, dass vor allem Kinder mit auffallend großen Armringen oder Ringen beigesetzt wurden – ein Hinweis auf rituelle oder gesellschaftliche Bedeutungen dieser Schmuckstücke, die weit über funktionale Aspekte hinausgehen dürften.
Die menschlichen Überreste stammen größtenteils aus der späten Bronzezeit bzw. Urnenfelderzeit (ca. 1300–800 v. Chr.) und der frühen Eisenzeit, insbesondere der Hallstattzeit (ca. 800–500 v. Chr.). Die Verteilung und Lagerung der Knochen weisen auf eine rituelle Deponierung hin – möglicherweise wurden hier Teilbestattungen oder Sekundärbestattungen durchgeführt, bei denen Gebeine aus anderen Kontexten in der Höhle niedergelegt wurden.
Das Felsenloch wird heute als Bestattungsplatz der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit interpretiert. Im Gegensatz zu zeitgleichen Gräberfeldern fällt hier der außergewöhnlich hohe Anteil an Kleinkindern unter den Bestatteten auf. Dies legt nahe, dass es sich nicht um einen zentralen Friedhof, sondern um eine lokale Begräbnisstätte kleinerer Siedlergruppen handelte. Warum bestimmte Gemeinschaften in bestimmten Zeiträumen Höhlen als Ruhestätte ihrer Toten wählten, während andere offene Gräberfelder bevorzugten, ist bislang nicht abschließend geklärt. Möglicherweise spielten topografische, kultische oder soziale Faktoren eine Rolle, die sich heute archäologisch nicht mehr eindeutig nachweisen lassen.
Das Felsenloch zählt jedenfalls zu den wichtigsten prähistorischen Fundplätzen Nordbayerns und gibt wertvolle Einblicke in die Bestattungsriten und Glaubensvorstellungen frühgeschichtlicher Gemeinschaften in der Fränkischen Alb.
Parkmöglichkeiten
Für Besucher stehen mehrere Parkmöglichkeiten zur Verfügung:
- Wanderparkplatz an der Staatsstraße St 2163 zwischen Plech und Neuhaus an der Pegnitz
- Parkplätze bei der Mehrzweckhalle/Kameramuseum in Plech
- Parkplätze bei der Kläranlage in Plech
Von diesen Ausgangspunkten führen gut ausgeschilderte Wanderwege zum Felsenloch.
Wanderwege
Der Plecher Höhlenweg ist ein abwechslungsreicher Rundwanderweg von etwa 13 km Länge, der durch Wälder und Wiesen führt und mehrere Höhlen miteinander verbindet. Das Felsenloch ist dabei als zweite Station nummeriert.
Die Route bietet neben geologischen Besonderheiten auch kulturelle Sehenswürdigkeiten wie die Markgrafenkirche St. Susannae und das Deutsche Kameramuseum in Plech. Für Familien mit Kindern ist der Weg ebenfalls geeignet, da er Spielplätze und informative Schautafeln entlang der Strecke bietet.
Fazit
Das Felsenloch bei Plech bietet eine einzigartige Kombination aus geologischer Formation und archäologischer Bedeutung. Als Teil des Plecher Höhlenwegs ist es ein lohnendes Ziel für Wanderer und Kulturinteressierte gleichermaßen. Die gut erschlossenen Wege und informativen Einrichtungen vor Ort machen den Besuch zu einem eindrucksvollen Erlebnis.