Die Esperhöhle bei Burggaillenreuth im oberfränkischen Landkreis Forchheim zählt zu den faszinierendsten Natur- und Kulturdenkmälern der Fränkischen Schweiz. Sie vereint geologische Eigenheiten, archäologische Funde und eine lange Geschichte menschlicher Nutzung zu einem einzigartigen Ensemble. Es handelte sich wohl um eine keltische Kultstätte. Eine keltische Befestigungsanlage befand sich dazu auf dem nahegelegenen Schloßberg.
Lage und Erreichbarkeit
Die Esperhöhle befindet sich etwa 900 Meter nordwestlich des Gößweinsteiner Ortsteils Leutzdorf, in der zerklüfteten Nordflanke eines bewaldeten Berges. Der Eingang liegt auf rund 440 Metern Höhe über dem Meeresspiegel, südlich oberhalb des Wiesenttals. Der Zugang erfolgt über gut ausgeschilderte Wanderwege, die vom Wanderparkplatz am westlichen Ortsrand von Burggaillenreuth aus starten. Die Höhle ist von Ende April bis Oktober für Besucher zugänglich, da sie in den Wintermonaten von Fledermäusen als Winterquartier genutzt wird.
Geologische Entstehung
Die Esperhöhle entstand vor etwa 160 Millionen Jahren im Weißen Jura, als sich in einem tropischen Flachmeer mächtige Kalkablagerungen bildeten. Durch tektonische Bewegungen und erneutes Eindringen des Meereswassers wurden diese Kalkablagerungen in den härteren Dolomit umgewandelt. Im Verlauf der Erdgeschichte kam es zu Hebungen und Absenkungen, die die heutige Karstlandschaft mit ihren charakteristischen Höhlen und Dolinen formten.
Erscheinungsbild und Besonderheiten
Die Esperhöhle ist eine natürliche Karsthöhlenruine, die aus Grotten, Einbrüchen und Nebenräumen besteht. Der markanteste Teil ist ein etwa 22 Meter tiefer Schacht, das sogenannte Klingloch, das nur mittels Einseiltechnik begehbar ist. Am Boden dieses Schachts befinden sich mehrere Wasserbecken mit durchgehenden Tropfsteinen (Stalagnaten) in der Höhlenwand. Die Höhle wurde im 18. Jahrhundert von dem Pfarrer Johann Friedrich Esper erstmals bis zu ihrem Ende erforscht.
Archäologische Funde und Nutzung als Kultstätte der Kelten
Archäologische Ausgrabungen in der Esperhöhle haben zahlreiche bedeutende Funde zutage gefördert, die auf eine rituelle und möglicherweise kultische Nutzung der Höhle in der frühen Eisenzeit hindeuten. Besonders hervorzuheben ist eine Vielzahl menschlicher Knochenreste, die aus der Keltenzeit stammen – genauer gesagt, aus der Späthallstatt- und Frühlatènezeit (ca. 6.–4. Jahrhundert v. Chr.). Unter den Skelettteilen befinden sich Schädel, Langknochen und Wirbel – oft in fragmentarischem Zustand, was darauf hindeutet, dass sie nicht im Rahmen regulärer Bestattungen niedergelegt wurden, sondern vermutlich als Teil ritueller Handlungen oder Opfergaben dienten.
Begleitend zu den Knochen fanden Archäologen auch eine Vielzahl an Keramikfragmenten – darunter fein verzierte Scherben von Trink- und Vorratsgefäßen – sowie metallene Artefakte wie eine eiserne Lanzenspitze, Bronzeringe und -nadeln. Die Zusammensetzung der Funde spricht für eine gezielte Auswahl von Gegenständen, wie sie bei rituellen Niederlegungen üblich war. Auch Tierknochen wurden nachgewiesen, was auf Opferhandlungen mit Tierblut oder Tierteilen schließen lässt.
Der große Vorplatz der Höhle – ein terrassenartig erhöhter Bereich vor dem Portal – könnte eine besondere kultische Funktion gehabt haben. Aufgrund seiner exponierten Lage und der natürlichen Ausstrahlung des Höhlenportals liegt die Annahme nahe, dass hier Versammlungen oder rituelle Feiern unter freiem Himmel stattfanden, ehe ausgewählte Gaben in das Innere der Höhle eingebracht wurden.
Die Funde belegen eindrucksvoll, dass die Esperhöhle in vorchristlicher Zeit kein gewöhnlicher Aufenthaltsort war, sondern eine kultisch aufgeladene Stätte mit möglicherweise überregionaler Bedeutung.