Die Bauwerke der Megalithkultur haben schon immer stark beeindruckt. Wer waren die Menschen, die oft über Jahrzehnte hinweg gigantische Blöcke aus dem Fels geschlagen, behauen und oft weite Strecken transportiert haben, um diese dann an markanten Plätzen aufzustellen – im Einklang mit den Jahreszeiten und dem Sonnenstand?
Megalithkulturen: Detailliertes Wissen über Sonnenstand und Jahreszeiten
Viel bekannt ist nicht über die steinzeitlichen und frühbronzezeitlichen Künstler. Sicher ist nur, dass sie über ein sehr detailliertes Wissen verfügt haben müssen – insbesondere, was Astronomie betrifft. Viele der Anlagen sind so ausgerichtet, dass bestimmte Steine mit dem ersten Strahl der aufgehenden Sonne an markanten Punkten im Jahr erleuchtet werden. Bei den Gräbern von Newgrange in Irland beispielsweise dringt der erste Sonnenstrahl der Wintersonnwende bis in die innerste Grabkammer vor. Im Tempel von Mnajdra auf Malta ist Ähnliches zu beobachten – der Megalithtempel wurde sogar nach der Tag-und-Nachtgleiche sowohl im Frühling als auch im Herbst ausgerichtet.
Wo gibt es Spuren der Megalithkultur?
Das bekannteste Bauwerk ist sicherlich Stonehenge in England bei Salisbury. England, Irland und Wales haben aber noch viel mehr Megalithbauwerke zu bieten – beispielsweise der Poulnabrone Dolmen in der irischen Karstlandschaft The Burren. Oder der Drombeg Stone Circle im Süden von Irland. Bekannt sind auch die Megalithen von Carnac im Norden Frankreichs. Dass zur Zeiten der Römer dort noch Steine geklopft wurden, ist allerdings mehr als unwahrscheinlich – Obelix und Co lebten viel später als die steinzeitlichen und bronzezeitlichen Baumeister.
Die Megalithkultur von Malta
Doch nicht nur die grünen Inseln und die Atlantikküste verfügen über Dolmen, Steinkreise und Menhire. Sehr bekannt sind auch die tempelartigen Bauwerke der Megalithkultur auf Malta wie die Anlagen von Tarxien, Mnajdra und Hagar Qim. Dazu gehören wohl auch die mysteriösen Schleifspuren auf Malta, Cart Ruts genannt. Bei diesem Phänomen ist jedoch umstritten, ob die Spuren absichtlich in den Fels geschlagen wurden – zum Beispiel als Bewässerungssystem – oder ob die Spuren vom Transport schwerer Lasten herrühren – zum Beispiel dem Transport der gewaltigen Felsblöcke aus den Steinbrüchen zur Megalithanlage.
Weitere Megalithkulturen in Europa und Asien
Weitere Spuren der Megalithkultur finden sich besonders in Spanien, Portugal, Kleinasien und sogar in Jordanien und Palästina. Die frühesten Spuren finden sich tatsächlich im Vorderen Orient in der vorkeramischen Jungsteinzeit. Die älteste Anlage ist mit einem Alter von über 10.000 Jahren der Göbekli Tepe in Ostanatolien – und das zu einer Zeit, in der es weder Ackerbau noch Viehzucht gab. Bisher ist nur ein Teil der gewaltigen Anlagen ausgegraben worden. Die Baumeister formten T-Förmige Pfeiler, die sie mit Tierritzungen verzierten. Der Zweck der Anlage ist unbekannt. Mysteriös bleibt auch, dass die Anlage feinsäuberlich zugedeckt – ja nahezu begraben wurde.
In Frankreich entstanden die Megalithanlagen in der Zeit von 4700 – 2000 vor Christus, in Spanien von 4000-2000 vor Christus und in Malta von 3800 bis 2500 vor Christus. In Malta verschwanden für mehrere Jahrhunderte alle Spuren von menschlichem Leben, bis sich wieder Spuren aus der Bronzezeit um 2000 vor Christus finden. In Irland und England entstanden die Bauwerke von 3500 bis 1500 vor Christus.
Megalithanlagen in Deutschland
Auch in Deutschland finden sich beeindruckende Megalithanlagen und weitere Spuren aus der Ur- und Frühzeit. So führt die „Straße der Megalithkultur“ auf 330 Kilometern zu 33 spannenden archäologischen Stationen in Nordwestdeutschland. Dazu gibt es mehrere beeindruckende Anlagen nahe der Nordsee bei Aurich sowie an der Ostsee wie die Megalithanlage von Waabs-Karlsminde bei Kiel sowie auf Rügen nahe Kap Arkona sowie in der Nähe des sagenumwobenen Herthasees im Nationalpark Jasmund an den Kreidefelsen auf Rügen.
Faszinierend sind dazu die rekonstruierten hölzernen Kreisgrabenanlagen von Goseck und Pömmelte südlich von Magdeburg.
Was war der Sinn der Megalithanlagen?
Warum haben unsere Vorfahren diese gewaltigen Anlagen erschaffen? Dienten sie als Kalender, mit denen sie die Erntezeiten und Aussäh-Zeiten bestimmen konnten? Handelte es sich um Kultplätze und Tempel, in denen die Götter angebetet wurden? Oder handelte es sich um Begräbnisplätze? Von Stonehenge ist belegt, dass es eine Pilgerstraße gab, das den gewaltigen Steinkreis mit einem Holzkreis verband. Zugleich wurden zahlreiche Feuerstellen um Stonehenge gefunden – eventuell wurden hier zahlreiche Menschen rituell eingeäschert. Vermutlich waren die Megalithbauten alles zur gleichen Zeit: gewaltige Steinzeittempel, die sowohl zur Anrufung der Götter als auch als sehr genaue Kalender dienten, um Zeiten für Ernte und Saat zu bestimmen.
Bei den meisten Megalithanlagen in Deutschland handelt es sich hingegen wohl um ein Gemeinschaftsgrab einer steinzeitlichen Siedlung. Es ist jedoch davon auszugehen, dass an diesen Begräbnisstätten auch kultische Handlungen und Rituale ausgeführt wurden.
Welche Formen von Megalithanlagen gibt es?
Es gibt zahlreiche Ausprägungen der Megalithkultur. Die bekanntesten Formen sind dabei sicher die gewaltigen Megalitthempel, wie sie sich auf Malta finden, und die teilweise gewaltigen Steinkreise wie Stonehenge.
- Dolmen (Steintische) – Kammergräber mit Tragsteinen, bei denen oft unbehauene Findlinge zum Einsatz kamen. Diese waren zumiest von Erde bedeckt-
- Menhire – große (bis 23 m hohe) Steine, die oft in Gruppen und Kreisen angeordnet aufgerichtet wurden
- Steinreihen – oft wurden mehrere Menhire in Reihen aufgestellt
- Steinkreise – am bekanntesten sind Stonehenge und die Kreise von Carnac in Nordfrankreich.
- Holzkreise – neben den bekannten Steinkreisen gab es auch Kreise aus Holz. Eine solche Anlage wurde nahe Stonehenge gefunden. In Deutschland sind die Heiligtümer von Pömmelte und Goseck bekannt.
- Hypogäen – in den Untergrund geschlagene Grabkammern mit kultischer Funktion wie das Hypogäum von Hal Saflieni auf Malta
- „Megalith-Tempel“ – aufwändig gestaltete Anlagen wie die Tempelanlage von Mnajdra auf Malta oder der Göbekli Tepe in Ostanatolien.
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