Etwa einen Kilometer vom Königsstuhl an der Kreideküste entfernt, liegt mitten im Buchenwald der malerische und geheimnisumwobene Herthasee. Nordwestlich davon erhebt sich deutlich der gewaltige Wall einer slawischen Festung, die sogenannte Herthaburg. In der Nähe befinden sich zudem ein Megalithgrab sowie die mysteriösen Opfersteine. Auch wenn es sich bei letzteren nur um reine Fiktion handeln mag, war der Herthasee einst ein bedeutender Kultort und gilt heute noch als ein besonderer Kraftort.

Parkmöglichkeiten und Wandertipps

Der nächste Parkplatz ist in Hagen. Alternativ kannst du auch von Sassnitz mit dem Bus fahren oder zum See wandern. Von Sassnitz aus sind es etwa 8 Kilometer, von Lohme aus 4 Kilometer.

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Der Herthasee

Der Herthasee ist nahezu kreisförmig und ungefähr 170 Meter lang, 140 Meter breit und bis zu 11 Meter tief. Um ihn ranken sich zahlreiche Legenden. So soll hier die Gottheit Nerthus (Hertha), eine Verkörperung der Mutter Erde, gebadet haben. Und nicht nur das, nach ihrem Bad wurden ihre Diener vom See verschlungen.

Die Herthaburg

Bei der gewaltigen Wallanlage handelt es sich um eine bis zu 17 Meter hohe Festung aus der Zeit der slawischen Besiedlung vom 8. bis 12. Jahrhundert.

Die Anlage wurde auf einem vorhandenen Höhenrücken am nordöstlichen Ufer des Herthasees errichtet. Die von dem Wall und dem Ufer des Sees eingeschlossene Fläche ist ca. 120 × 60 m groß und die Breite der gesamten Wallanlage beträgt über 180 m. Von außen ist der Wall im nordöstlichen Bereich maximal 17 m hoch, von innen aber nur 8 m. Die offene Südseite der Anlage grenzt an den Herthasee, über den wahrscheinlich zu damaliger Zeit auch der Zugang zur Burg über eine Brücke erfolgte; der heutige Zugang zum Burginneren ist erst später entstanden. Nach Nordosten schließt sich der Wall einer früheren Vorburg an.

Bei Ausgrabungen konnte festgestellt werden, dass in der Kulturschicht aus der Slawenzeit zumindest stellenweise ein Steinpflaster vorhanden war.

Die Gegend war bereits in der Frühzeit besiedelt – davon zeugen Megalithanlagen wie das Großsteingrab Hagen-Stubnitz (auch Pfennig-Grab genannt) und der Grabhügel Magelowberg.

Gut möglich, dass der Herthasee schon damals sowie bei den Germanen als mystische Kultstätte galt. Der dunkle, fast kreisrunde Herthasee jedenfalls ist ein mythischer und kraftvoller Ort.

Der Hertha-Kult

Der Herthakult wurde möglicherweise erst im 19. Jahrhundert mit dem Herthasee in Verbindung gebracht. Als besondere Kultstätte diente dabei die Hertha-Buche, die bei Kulthandlungen für die Göttin einbezogen worden sein soll: im Rauschen ihrer Zweige vernahm der Priester den Willen der Göttin und sagte die Zukunft voraus.

Am Weg zum Großparkplatz Hagen liegt ein Steinkistengrab. Hier soll der Priester der Göttin das ihr geopferte Geld verwahrt haben. Die Kammer des Großsteingrabs soll daher bis an den Rand mit Geld und Gold gefüllt gewesen sein und heißt daher „Pfennigkasten“. Möglicherweise verlief einmal ein Prozessionsweg vom Pfenniggrab bis hinab an den Hertha-See.

Opferstein und Sagenstein

Unweit der Herthaburg liegen zwei Felsblöcke, der Opferstein und der Sagenstein genannt. Auf dem Sagenstein sind die Eindrücke eines Erwachsenen- und eines Kinderfußes zu sehen. Der Sage nach verliebte sich eine Priesterin der Göttin in einen jungen Mann und traf ihn verbotenerweise heimlich im Wald. Der Hohepriester erfuhr, dass eine Jungfrau ihr Gelöbnis gebrochen hatte. Doch keine der jungen Frauen gab das Vergehen zu. Deswegen befahl er die Steinprobe: jede Priesterin musste mit bloßen Füßen über den Stein schreiten. Als die Schuldige den Findling bestieg, drückten sich ihr eigener und auch der Fuß eines kleines Kindes ein. Der Priester stieß die Sünderin daraufhin vom steilen Rand der Kreideküste hinab in den Tod. Doch die Göttin ließ Gnade walten – die Ungehorsame sank sanft in die Arme ihres Geliebten, der sie mit sich fort nahm.

Auf dem ganz in der Nähe befindlichen Opferstein sollen einst Menschenopfer dargebracht sein. Der zu opfernde Mensch wurde, nachdem auf dem Wall der Herthaburg ein feierlicher Opferumgang gehalten worden war, mit dem Rücken in die ausgehöhlte Fläche des Steines gelegt, so dass sein Kopf über die obere Kante desselben hervorragte. Wenn dann der Kopf vom Rumpfe getrennt war, floss das Blut in der an der anderen Seite des Steines befindlichen und noch jetzt sichtbaren Blutrinne ab und wurde in einem ausgehöhlten Steine aufgefangen, welcher sich gleichfalls noch am Fuße des Opfersteines befinde. An die Stelle, wo das Blut von dem Steine abfloss, soll sich niemals Moos ansetzen.
Opferstein und Sagenstein gelten allerdings als wenig authentisch und auch nicht als ursprüngliche Stelle der Sage. Urheber war wohl ein geschäftstüchtigen Gastwirt des Gasthofes am Königsstuhl, der den Hertha-Kult zu Werbezwecken ausschlachtete.

Der Herthasee in der Literatur

In Theodor Fontanes Roman Effi Briest wird dem Ehepaar der See gezeigt, nebst „Opfersteinen“ mit Rinnen, „damit es besser abfließt“ – eine Vorstellung, die Effi so deprimiert, dass das Ehepaar Rügen fluchtartig verlässt.

Nach wie vor ist die Hertha-Sage aktuell für den Tourismus – die Rede ist ja auch weiterhin von Herta-See, Herthaburg und Hertha-Buche .

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