Wer ein malerisches Dörfchen mit Felsen, Burg, Kirche und malerischen Fachwerkhäusern besuchen möchte, muss dafür nicht zwingend in das malerische Felsendorf Tüchersfeld mit dem Fränkische Schweiz Museum reisen. Sehenswert und längst nicht so überlaufen ist das hübsche Hiltpoltstein nordöstlich von Gräfenberg.
Highlights in Hiltpoltstein
Die Burg Hiltpoltstein
Burg Hiltpoltstein ist im Kern eine hochmittelalterliche Adelsburg aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, die in der Ortsmitte des Marktes Hiltpoltstein im oberfränkischen Landkreis Forchheim in Bayern steht. Die heutige Gestalt der dreiflügeligen Anlage geht auf Erneuerungen am Ende des 16. Jahrhunderts zurück.
Die Gipfelburg steht auf einem Dolomitfelsen (530 m ü. NN) und bildet den Kern der Ortschaft Hiltpoltstein (518 m ü. NN). Bei dem etwa 20 Meter aufragenden Felsen handelt es sich – wie meist in der Fränkischen Schweiz – um Reste eines fossilen Schwammriffs aus dem Weißen Jura.
Kann die Burg Hiltpoltstein besichtigt werden?
Die Burg Hiltpoltstein dient als Feriendomizil und kann im Rahmen von Feiern gemietet werden.
Denkmalgeschützte Bauwerke im Ort
Im Hauptort befindet sich eine Reihe denkmalgeschützter Häuser.
Das Pfarrhaus ist ein zweigeschossiger Satteldachbau mit Steilgiebel. Es wurde 1575 errichtet und nach dem Dreißigjährigen Krieg um 1650 wieder aufgebaut. Weitere Modifikationen erfolgten im 18./19. Jahrhundert. Dazu gibt es mehrere
Fachwerkhäuser, meist des 18. und 19. Jahrhunderts (zum Beispiel Hauptstraße Nr. 26, 42, 46, 51 und 56). Ein besonderes Highligt ist das östliche Tor der Marktbefestigung („Oberes Tor“), Hauptstraße 52. Dieses dient heute als Durchfahrt einer Fahrspur der Bundesstraße 2. Das Brauhaus des Pflegamtes (Adresse: Am Schlosshof 1) wurde im 15. oder frühen 16. Jahrhundert errichtet und 1872 in ein Wohnhaus mit Stall umgebaut. Heute dient sie als Vereinsheim der Ortsgruppe des Fränkische-Schweiz-Vereins.
Pfarrkirche St. Matthäus
Die evangelische Pfarrkirche St. Matthäus, eine Saalkirche mit Satteldach, eingezogenem Chor und Turm, wurde zwischen 1617 und 1626 erbaut. Da die Kapelle Sankt Agatha in Kappel um 1612/13 eingestürzt war, ließen die Pfleger die beiden Glocken für den Neubau nach Hiltpoltstein bringen. Der gotische Flügelaltar (um 1420 von einem unbekannten Meister gemalt) stammt aus dem Dominikanerkloster Nürnberg, das um 1550 aufgelöst wurde. Die Innenausstattung der Kirche wurde von Nürnberger Patrizierfamilien gestiftet, welche seit dem frühen 16. Jahrhundert die Landpfleger stellten. Hierzu gehört der achteckige Taufstein mit Jakobsmuschelrelief (um 1626), der im Sockel das Wappen der Patrizierfamilie Imhoff trägt. Zu den Besonderheiten gehörte ein evangelischer Beichtstuhl (um 1700), der heute nicht mehr erhalten ist. Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg, von denen Hiltpoltstein zwischen 1631 und 1635 stark betroffen war, wurde die Kirche in den Jahren 1644 bis 1651 wiederhergestellt. Der Turm neben der Westfront wurde 1680 gebaut, zwischen 1699 und 1706 erfolgte außerdem eine Erhöhung des Langhauses. Das Schiff wurde 1754 nach Süden erweitert und dem Turm eine Zwiebelhaube aufgesetzt. Die Turmkugel enthält Schriftstücke seit dem Jahre 1841 bis in die Gegenwart (letzte Sanierung des Kirchendachs 2016).
In der ehemaligen Brauerei Schmidt (1618–1958), Hauptstraße 47–49, bieten die Besitzer nach Voranmeldung Führungen an.
Wandern, klettern, Rad fahren rund um Hiltpoltstein
Fünf Wanderwege kreuzen den Hauptort Hiltpoltstein. Ein etwa sieben Kilometer langer Rundwanderweg (Rotring) um Hiltpoltstein ist mit 31 Schautafeln zugleich als Naturlehrpfad beschildert. Die Erweiterung des Rundwanderweges (Gelbring, ca. drei Kilometer) verbindet die drei höchsten Felsgipfel Silberecke, Stumpfelestein und Bitzenberg. Die Sinterterrassen der Lillachquelle sind etwa 6 Kilometer entfernt.
Ein etwa 23 km langer, ausgeschilderter Rundkurs für Mountainbiker durchquert das Gemeindegebiet.
Für Klettersportler bietet die Umgebung zahlreiche Kletterfelsen mit weit über hundert verschiedenen Kletterrouten. Das Großenoher Tal weist eine für die Karstlandschaft typische Kalkmagervegetation auf.
Die Geschichte von Hiltpoltstein
Im Gemeindegebiet gibt es eine Reihe von archäologischen Fundplätzen. Die ältesten Fundobjekte sind mesolithische Hornsteinklingen bei Erlastruth, die etwa auf 6500 v. Chr. geschaffen wurden. Nahe Großenohe wurden zwei endneolithische Beilklingen aus geschliffenem Amphibolit gefunden (etwa 3500–2800 v. Chr.). Nördlich von Kemmathen liegt ein Grabhügelfeld der Hallstattzeit, das durch den Fund eines vollständig erhaltenen Bronzeschwertes im Jahre 1926 bekannt wurde.
Das älteste Fundobjekt auf dem Plateau des Burgfelsens aus dem Mittelalter ist eine spätottonische Scheibenfibel aus Bronze, die in das Ende des 10. oder das erste Viertel des 11. Jahrhunderts datiert wird. Im Jahr 1109 wurde „Hilteboldesdorf cum castro“ als Besitz des Klosters Weißenohe erstmals urkundlich erwähnt. Die Herren von Hiltpoltstein-Rothenberg stellten als Ministerialen im Heiligen Römischen Reich den Burgvogt.
Am 29. Oktober 1353 wurde der so genannte Hagenauer Kaufvertrag über 12.000 Mark Silber zwischen Pfalzgraf Ruprecht und dem böhmischen König und späteren römisch-deutschen Kaiser Karl IV. geschlossen, mit dem Hiltpoltstein zusammen mit anderen Orten an das Königreich Böhmen verkauft wurde. In der Nachfolge Karls IV. verpfändete König Wenzel die Burg im Jahre 1397 an die böhmischen Unternehmer Herdegen und Peter Valzner, die kurz darauf in den Nürnberger Patrizierstand erhoben wurden. Trotz der damit beginnenden Einflussnahme der Reichsstadt blieb Hiltpoltstein weiterhin formal Eigentum der böhmischem Krone.
Durch Eheschließung mit Regina Valzner, Erbtochter von Peter Valzner, gelangte 1408 Ritter Friedrich von Seckendorff in den Pfandbesitz von Ort und Burg. In einer Urkunde von König Sigismund, ausgestellt am 21. September 1417, erhielt dessen Vater Friedrich von Seckendorff, Hofmeister des Nürnberger Burggrafen, das Marktrecht für das Dorf „zum Hipoltzstain“ und das Privileg zur Befestigung. Zwei Tore wurden am Ost- und Westausgang des Ortes gebaut, den ansonsten dicht gepflanzte Hecken umgaben. Heute ist nur noch das östliche, 1527 zu einem Wächterhaus ausgebaute „Obere Tor“ erhalten. Ort und Burg gerieten im Ersten Markgrafenkrieg in das Machtgefüge des Albrecht Achilles, daraufhin brannten am 22. Juli 1449 nürnbergische Truppen das „Dorf unter dem Hiltpoltstein“ nieder. Im frühen 16. Jahrhundert fiel die Burg an die Reichsstadt Nürnberg und blieb vom Bauernkrieg verschont. Der Richtplatz befand sich auf dem Galgenbühl (511 m ü. NN) südlich des Ortes, nahe dem Ortsteil Görbitz. Starke Zerstörungen und eine Brandschatzung des Ortes sind für den Dreißigjährigen Krieg in den Jahren 1631, 1633 und 1635 belegt. Viele Gebäude des Altortes, wie Pfarrhaus und Schulhaus, wurden am Ende des Dreißigjährigen Krieges um 1650 auf den alten Grundmauern wieder aufgebaut. Zu dieser Zeit wurde Nürnberg durch weitere Zahlungen vollständiger Eigentümer des Ortes und besaß damit alle hoheitlichen Rechte. Im Jahre 1792 wurde in Hiltpoltstein eine preußische Poststation auf der Strecke zwischen Bayreuth und Nürnberg eingerichtet. 1806 wurde Hiltpoltstein wie das gesamte Nürnberger Land in das Königreich Bayern eingegliedert. Mit der Bildung von Landgerichten wurden die Pflegämter abgelöst, so dass das Pflegschloss seit 1808 nicht mehr als Amtssitz genutzt wurde. Die Oberburg war bereits seit dem 18. Jahrhundert als Wohnsitz verwaist. Das „untere“ (westliche) Stadttor wurde 1822 abgetragen. Der Staat verkaufte die Burg an Private. In den darauffolgenden Jahrzehnten verwahrloste sie stark. 1841 vereitelte König Ludwig I. den geplanten Abriss der baufälligen Burg. Nach der Rückführung in königlich-bayerischen Besitz wurde sie 1843 saniert und anschließend Sitz der lokalen Forstverwaltung.
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