Es muss nicht gleich der Grand Canyon in den USA sein (auch wenn dieser natürlich besonders spektakulär ist). Europa verfügt ebenfalls über gewaltige Schluchten. Hier eine kleine (subjektive) Auswahl der beeindruckendsten Schluchten in Europa.

Tara in Montenegro – die tiefste Schlucht Europas

Die Tara ist nicht nur der längste Fluss Montenegros – in ihrem Unterlauf hat sie auch noch eine spektakuläre Schlucht ausgebildet, die die längste und tiefste Europas ist. Die Tara-Schlucht hat eine Länge von 78 Kilometern und eine Tiefe von stellenweise über 1300 Metern. Sie ist damit vor den Gorges du Verdon der längste und tiefste Canyon Europas und gehört neben dem Grand Canyon in den USA, dem Colca-Tal in Peru und einigen asiatischen Schluchten zu den größten der Welt. 1980 wurde die Schlucht als Teil des Nationalparks Durmitor von der UNESCO in die Welterbeliste aufgenommen.

In der Schlucht kannst du Wildwasser-Rafting betreiben und musst dabei bis zu 60 Meter hohe Wasserfälle überwinden. Eine Tagestour kostet je nach Anbieter ungefähr 60 Euro.
Die beste Aussicht auf die Schlucht hast du vom Curevac, einem 1.500 Meter hochgelegenen Berg. Hier bietet sich dir ein 360-Grad-Panorama, das auch relativ einfach zu erreichen ist. Der nächste Parkplatz liegt nur etwa einen Kilometer entfernt.

Die Gorges du Verdon in Frankreich

Die Verdonschlucht liegt in der französischen Provence im Département Alpes-de-Haute-Provence. Sie beginnt flussabwärts nach der Stadt Castellane und endet nahe Moustiers-Sainte-Marie im Stausee Lac de Sainte-Croix. Die Schlucht ist am Grund zwischen 6 und 100 Metern breit, die gegenüberliegenden Flanken sind zwischen 200 und 1500 Metern voneinander entfernt und die Tiefe variiert zwischen 250 und 700 Metern. Die Schlucht ist touristisch gut erschlossen und lädt zum Wandern, Klettern, Kajakfahren, Gleitschirmfliegen und vielem mehr ein.

Ruinaulta und Viamala – Rheinschlucht in der Schweiz

Die Ruinaulta

Die Ruinaulta ist eine bis zu 400 Meter tiefe und rund 13 Kilometer lange Schlucht des Vorderrheins zwischen Ilanz und der Mündung des Hinterrheins bei Reichenau in der Schweiz. Die Ruinaulta entstand vor beinahe 10’000 Jahren. Damals brachen zwischen dem Flimserstein und dem Piz Grisch über 10’000 Mio. Kubikmeter Fels ab und begruben das Vorderrheintal unter einer mehrere hundert Meter mächtigen Schuttmasse. Da der Vorderrhein nicht mehr abfließen konnte, wurde auf einer Länge von circa 25 km ein See aufgestaut. Im Laufe der Zeit schnitt sich der Fluss tief in die Bergsturzmassen ein und der entstandene See konnte gänzlich abfliessen. Zurück blieb die Ruinaulta mit ihren steilen Kalkstein-Schuttklippen in imposanten Erosionsformationen. Einziger durchgehender Verkehrsweg durch die Schlucht ist die Strecke der Rhätischen Bahn. Durch die Ruinaulta werden Rafting-Fahrten angeboten.

Mehrere Plattformen bieten weite Ausblicke in die Ruinaulta:

  • Il spir bei Flims-Conn
  • Alix bei Valendas
  • Islabord an der Strasse von Versam zur RhB-Station Versam-Safien
  • Spitg an der Ostseite des Versamertobels
  • Wackenau beim Burghügel der Burg Wackenau
  • Zault an der Strasse nach Bonaduz
  • Crap Signina oberhalb Sagogn

Während die Ruinaulta vom Vorderrhein geformt wurde, befindet sich auch am Hinterrhein (etwa eine halbe Autostunde entfernt) eine weitere faszinierende Schlucht:

Die Viamala-Schlucht

Viamala bezeichnet einen früher berüchtigten, rund acht Kilometer langen Wegabschnitt entlang des Hinterrheins zwischen Thusis und Zillis-Reischen im Schweizer Kanton Graubünden. Die tief eingegrabene Schlucht bildet das schwierigste Hindernis im Verlauf der Unteren Strasse von Chur zu den Alpenpässen Splügen und San Bernardino. Der Weg wurde bereits in der Bronze- und Eisenzeit und später auch von den Römern genutzt. An einem Parkplatz mit Kiosk ist die Schlucht durch eine Treppe mit 321 Stufen erschlossen, so dass Besucher die enge Stelle und den Strudel besichtigen können.

Bodetal, Deutschland.

Das Bodetal ist Deutschlands wohl schönste Schlucht.

Bodetal wird das Tal der Warmen Bode und der Kalten Bode im Harz genannt, vor allem der nur zehn Kilometer lange, schluchtartige Talabschnitt der Bode zwischen Treseburg und Thale. Die Bodeschlucht kann in ihrer gesamten Länge nur erwandert werden. Eine Rad- oder Reitwegeführung ist auf Grund der Enge der Schlucht nicht möglich. Klettern und Wandern abseits der Wege, Mountain Biking, Canyoning, Wasserwandern und Rafting sind aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes untersagt. Touristische Schwerpunkte, Gaststätten und Beherbungsbetriebe befinden sich am Thalenser Eingang zum Bodetal. Wer nicht hin- und zurücklaufen möchte, kann mit dem Bus fahren.

Ein zehn Kilometer langer Wanderweg erschließt die Bodeschlucht zwischen Thale und Treseburg. An Engstellen wird der Weg in steilen Kehren und als Fußpfad über Felsen geführt. Von dort ergeben sich hervorragende Ausblicke in die Schlucht. Von den Aussichtsfelsen an Rosstrappe und Hexentanzplatz aus hat man ebenfalls einen hervorragenden Blick. Von beiden Punkten führen Höhenwege nach Treseburg, wobei der Weg von der Roßtrappe über den Wilhelmsblick führt. Das Bodetal zählt jährlich Hunderttausende Besucher und gehört zu den touristischen Schwerpunkten in Sachsen-Anhalt.

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