40 km nordwestlich von Aleppo befindet sich der Tempel von Ain Dara. Viele Völker wie die Umayyaden und Osmanen hinterließen an dieser geschichtsträchrigen Stätte ihre Spuren, am beeindruckendsten sind jedoch die Überreste eines neuhethitischen Tempels, der in seiner Form einzigartig ist. Das Volk der Hethiter war ein wichtiger Gegenspieler zum ägyptischen Großreich. Dies wurde spätestens 1274 v. Chr. deutlich, als der Hethiterkönig Muwatalli II eine entscheidende Schlacht im syrischen Kadesch gegen den ägyptischen Pharao Rameses II gewann und sich in Syrien und dem Libanon immer weiter ausbreitete – fern der Hauptstadt Hattuscha in Zentralanatolien.
Der Tempel von Ain Dara entstand etwas später, nämlich im 10. Jh. v. Chr. und war vermutlich der Fruchtbarkeitsgöttin Ishtar geweiht. Die beeindruckendsten Artefakte sind zwei aus Basalt bestehende Löwenstatuen, die beweisen, dass es in dieser Zeit Löwen auf syrischem Boden gegeben hat. Interesssant sind außerdem die einen Meter langen Fußspuren, die den Eingang zum Allerheiligsten weisen. Zur Bedeutung der Fußspuren gibt es verschiedene Interpretationen: sie gehören zu einem Gott, der den Tempel betreten hat; ihre Überdimensionalität verweist auf die Größe des Gottes oder sie zeigen die Heiligkeit des Tempels an.
Um das Allerheiligste herum finden sich Basaltreliefs, in die Sphinxen und Löwen gemeißelt sind. Hier wurde ebenfalls eine Stele von Ishtar gefunden. Nach den Hetithern war der Tell noch eine zeitlang bewohnt, nicht aber vom Zeitpunkt der Geburt Christi bis ins 6. Jahrhundert. In der Omayyadenzeit wurde der Hügel jedoch befestigt und bis ins 16. Jahrhundert bewohnt, bevor er erneut verlassen wurde.
Weitere Informationen
- Eschmun-Tempel im libanesischen Sidon
- Hattuscha in Zentralanatolien