Lost Place im Harz: das Bahn-Erholungsheim in Alexisbad

Alexisbad im Harz ist ein Stadtteil der Stadt Harzgerode mit 42 Einwohnern. Er dient insbesondere als Ausflugs- und Ferienort. Besonders bekannt ist der Ort für seine Lage im malerischen Selketal und als Station der Selketalbahn, die zur Harzer Schmalspurbahn gehört. Hier steht dazu ein ehemaliges Badehaus aus dem 19. Jahrhundert, das von der DDR als Erholungsheim für Angestellte der Deutschen Reichsbahn betrieben wurde und seit Jahren leer steht – ein klassischer Lost Place.

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Die Geschichte des Bahnerholungsheims

Im Jahre 1810 gründete Herzog Alexis von Anhalt das Kurhaus Alexisbad. Hier wurden Erholungssuchenden Stahl-, Moor-, Sol-, Fichtennadel-, elektrische Licht- und Kohlensäurebäder sowie eine Trink-Quelle angeboten. 1930 nutzte die Berliner Müllabfuhr das Gebäude. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war es die erste Harzer Bleibe für zahlreiche Flüchtlinge aus dem heutigen Polen. In DDR-Zeiten diente das frühere Logierhaus als Erholungsheim Selketal für Angestellte der Deutschen Reichsbahn.

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Die Geschichte des Kurorts Alexisbad

983 hieß das heutige Alexisbad Hagenrode und gehörte zum Nienburger Benediktinerkloster. Es handelte sich um eine der ältesten Siedlungen im Unterharz. 993 erhielt der Ort von König Otto III. das Markt-, Münz- und Zollrecht verliehen, das der Abt aber im benachbarten Hasacanroth (Harzgerode) ausüben ließ. Frühzeitig wurde im Selketal der Bergbau aufgenommen – es wurden unter anderem Blei, Silber, Zink, Schwefel, Kupfer und Arsen gefördert. Nach einer kurzen Blütezeit erlebte das Nienburger Filialkloster eine langwährende Niedergangsphase und fiel schließlich, von den Konventualen inzwischen verlassen, 1525 der Plünderung im Bauernkrieg zum Opfer.
1766 untersuchte der Leibarzt Fürst Friedrich Albrechts von Anhalt-Bernburg das Wasser aus den Stollen. Er fand bei der Analyse unter anderem Eisen, Jod, Fluor, Bittersalz und kalkhaltiges Material und stufte es als heilsames Wasser ein. Genutzt wurde es für Heilkuren gichtkranker und nervenschwacher Patienten. 1810 kam es zu einer Blütezeit als Kurort. In dieser Zeit wurde das prächtige Badehaus errichtet.

Die Selketalbahn bei Alexisbad

Am 7. August 1887 wurde die Strecke Gernrode–Mägdesprung der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft (GHE) nach einer Bauzeit von 316 Tagen eröffnet. Somit ist die Selketalbahn die älteste Schmalspurbahn des Harzes.
Hinter dem Bahnhof Sternhaus-Ramberg senkt sich die Strecke hinab ins Tal der Selke. Dieses Streckenstück ist das steilste im gesamten Netz der Harzer Schmalspurbahnen. Beim Bahnhof Mägdesprung wird das enge Tal der Selke erreicht. Die Bahn folgt nun dem Flussverlauf bis nach Alexisbad. Zahlreiche Felsdurchbrüche, die die Bahn passieren muss, zeugen vom aufwändigen Bau der Strecke. Vorbei am kleinen Haltepunkt Drahtzug wird die Ortschaft Alexisbad erreicht. Der gleichnamige Bahnhof, der auch der Ausgangspunkt des Streckenabschnitts nach Harzgerode ist, liegt erst am Ende des kleinen Ortes. Im folgenden Streckenverlauf zwängt sich die Schmalspurbahn aus dem engen Tal der Selke heraus auf die Hochebene von Harzgerode. Hier endete die erste Strecke der Selketalbahn am Bahnhof Harzgerode.

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