Zum Beispiel Beelitz Heilstätten, Spreepark, Porzellanfabrik Arzberg und weitere

„Wir lassen das einfach so stehen. Dann wird dem niemand mehr Beachtung schenken.“ Fast wäre der Plan aufgegangen. Denn es ist schon erstaunlich, wie viele leer stehende Gebäude und brach liegende Grundstücke in Deutschland ihr Dasein fristen. Sie erzählen geheime Geschichten aus vergangenen Zeiten, einer Arbeitswelt vor dem Strukturwandel, einer Lebenswirklichkeit vor dem heutigen Hightech-Zeitalter. Nur engagierten Vereinen ist es zu verdanken, dass diese vor sich hinvevegetierenden Lost Places einer breiten Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen wieder zugänglich gemacht werden und können.

Ein Besuch im Spreepark – der verlassene Freizeitpark in Berlin

Ein ehemaliges Herrenhaus ist nichts für Dich? Dich zieht es mehr in einen (verlassenen) Freizeitpark? Den einzigen (populären), den die DDR jemals hatte? Dann bist du im Spreepark im Plänterwald richtig. Der stillgelegte 1969 als Kulturpark Berlin gestartete Freizeitpark musste 2011 Insolvenz anmelden. Nicht ganz freiwillig. Der Genickbruch war die Umgestaltung eines Betonplatzes neben dem Riesenrad. Hier entstanden ein künstlicher See und ein Ampitheater, welche eine wirtschaftliche Nutzfläche von 28 ha (samt Parkplätzen) verschlang. Das kostete massiv Besucher. Der nach der Wiedervereinigunbg dafür zuständige Berliner Kultursenat sah die Maßnahme aber als notwendigen Schritt für den Umweltschutz an. Die Betreiberfirma, die Spreepark GmbH kündigte daraufhin den Vertrag. Akzeptanz konnte sie dafür vom Liegenschaftsamt nicht erwarten. Familie Witte drohte die Insolvenz.

Attraktionen und Führungen durch einen bald neuen Spreepark

Mit 35 Fahrgeschäften war der Spreepark einst das Aushängeschild der DDR. Davon sind aktuell nur noch neun Geschäfte in einem sehenswürdigen Zustand. Sechs Fahrgeschäfte nahm Familie Witte gleich nach der Insolvenz mit nach Peru. In puncto Attraktionen stand der Park westdeutschen Vorbildern in nichts nach. Mit der Wildwasserbahn Grand Canyon, einer Looping Achterbahn oder dem Riesenrad konnten auch Ostdeutsche ein paar vergnügliche Stunden in dem autoritär regierten Unrechtsstaat genießen. Heute kümmert sich der Verein Grün Berlin um den Erhalt und um die Umgestaltung des Parks. In naher Zukunft soll der Park als Kunstpark ein neuer Ort der Begegnung sein, indem Vergangenes und Moderne miteinander verschmelzen. Bis dahin könnt ihr in täglich angebotenen Führungen (5 € für Erwachsene) den Park besichtigen.

Führungen im Spreepark

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Das Schloss Dwasieden in Sassnitz auf der Insel Rügen

Dabei hat alles in den meisten Fällen einmal so prunkvoll angefangen. Auch das 1873 von Friedrich Hitzig für 4 Millionen DM erbaute Sandsteinschloss, galt seinerzeit als das Vorzeige Herrenhaus in Norddeutschland. Der Auftraggeber, ein reicher Berliner Bankier namens Adolph von Hansemann scheute keine Kosten und Mühen, um dem Bauwerk seinen Stempel aufzudrücken. Mit der Kombination aus massivem Sandstein, Granit und echtem Marmor sowie der hervorragenden Lage direkt an der Ostseeküste sicherte er sich schnell den Titel, eines der wertvollsten Schlösser Deutschlands zu besitzen. Zu dem quadratischen, zweigeschossigen Bau mit den tempelartigen Pavillons und den Aussichtstürmen gesellte sich noch eine 400 Hektar große gepflegte Parkanlage. Für die nach seinen Plänen errichtete Hafenanlage zeigte er sich ebenfalls verantwortlich. Nach seinem Tod ging das Schloss erst in den Besitz seiner Witwe, dann in den Besitz der Kinder über. Diese vermachten ihr Erbe an die Gemeinde Sassnitz, die es wiederum der damaligen Reichverwaltungsmarine übertrug.

Führungen durch die Schlossruine

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, wurde das einst so prunkvolle Herrennhaus zum Flüchtlingslager umfunktioniert und auf Befehl der russischen Besatzungsmacht gesprengt. Die Volksmarine errichtete auf dem Gelände ihren Stützpunkt und erklärte das Gelände zum militärischen Sperrgebiet. Eine Besichtigung der Schlossruine samt Marstall sowie den 22 Hügelgräbern und dem Soldatenfriedhof war lange Zeit daher aussichtslos. Mittlerweile bietet der Autor des Buches „Das weiße Schloss am Meer“ von Februar bis Dezember alle zwei Wochen Interessierten Führungen an.

Offizielle Seite: Schloss Dwasieden

Schlosshotel Waldeslust – High Society (Spuk-) Hotel in Freudenstadt

Auch für Ottonormalverbraucher zugänglich

Ein verlassener Freizeitpark bietet Dir nicht genug Adrenalin? Dann steig doch erstmal im Schlosshotel Waldeslust in Freudenstadt im Schwarzwald ab. Dort wo ab der Eröffnung 1902 der Hochadel und die High Society residierte, kann jeder jetzt zu einem spottbilligen Tarif hinein. Der Verein für Kulturdenkmal Freundenstadt führt dich durch ein verlassenes Hotel, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Alte Ohrensessel, ein märchenhaftes Himmelbett, Tapeten aus den 70er Jahren. Man könnte meinen mit jedem Zimmer durch die Zeitgeschichte zu reisen. Und auf die früherere Besitzerin Adele B. zu treffen. Seit ihrem gewaltsamen Tod im Hotel 1949 hält sich hartnäckig das Gerücht ihr Geist würde hier umherspuken. Immer wieder berichteten ehemalige Angestellte von merkwürdigen Vorkommnissen im Haus. Aufzüge, die sich selbstständig in Bewegung setzten, beispielsweise …

Führungen und Fototouren durch das Hotel Waldeslust

Der Lauschangriff auf dem Teufelsberg ist vorbei

Wenn Du jetzt die Flucht auf den Teufelsberg in Berlin antreten willst, solltest du dir keinen Zwang antun. Der große Lauschangriff in der ehemaligen Radarstation aus dem Kalten Krieg ist längst Geschichte. Auf der zweithöchsten Erhebung der Stadt im Grunewald thronen die drei großen Kuppeln und bieten einen spektakulären Ausblick über Berlin. Zurzeit sind die Kuppeln wegen ihrer Baufälligkeit aber gesperrt. Das 48.000 qm große Areal ist aber weiterhin für Euch geöffnet. In historischen Führungen könnt ihr die hier verarbeitete Datenmenge des Kalten Krieges auswerten. Auch Führungen in der Dunkelheit mit Taschenlampen und Fackeln werden angeboten.Wenn ihr eine Pause braucht, könnt ihr im angrenzenden Biergarten euren Hunger und Durst stillen. Der Teufelssee und die nahegelegene Havel werden auch gerne Sommer wie Winter als Freizeitareal genutzt (Rodeln, Gleitschirmfliegen, Segelboot fahren etc.)

Fotosession in der Porzellanfabrik in Arzberg

Fotos machen ausdrücklich erlaubt bzw. sogar erwünscht. So lautet das Credo in der 2013 stillgelegten Porzellanfabrik im oberfränkischen Arzberg. Denn das Gebäude könnt ihr für solche Fotosessions mieten. Die Mieteinnahmen verwendet der aktuelle Besitzer zum Erhalt des Gebäudes.

Beelitz Heilstätten

Zu den bekanntesten Lost Places in Deutschland gehören sicherlich die Beelitz Heilstätten.

Der riesige Krankenhauskomplex liegt etwa 50 Kilometer südöstlich von Berlin und wurde in den Jahren von 1889 bis 1930 als die „Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten“ gebaut. Auf über 200 Hektar befanden sich 60 Gebäude. Hauptsächlich Patienten mit Lungenkrankheiten, vor allem an Tuberkulose Erkrankte, wurden hier untergebracht. Die Meisten starben jedoch, da es keine wirksamen Medikamente gab. In den beiden Weltkriegen dienten die Heilstätten als Lazarett – auch Adolf Hitler wurde hier behandelt. Auch in der DDR diente das Krankenhaus als Militärhospital.

Heute ist es möglich, auf dem Areal spazieren zu gehen. Gebäude können im Rahmen von Führungen besucht werden und darüber hinaus lädt ein Baumwipfelpfad dazu ein, das Gelände von oben zu entdecken.

Beelitz – Führungen und Öffnungszeiten

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