Bei meiner Reise nach Island habe ich Berge und Vulkane erwartet, grüne Hügel, steile Felsen. Was mich (zumindest in dieser Form) überrascht hat, waren die gewaltigen Sander – Sandwüsten.

Die bekanntesten Sander auf Island:

  • Myrdalssandur
  • Skeiðarársandur
  • Solheimasandur
  • Maelifellssandur
  • Sprengisandur
  • Medallandssandur

Die bekanntesten sind Skeiðarársandur und Myrdalssandur – und zwar deswegen, weil man sie überquert, wenn man auf der Rimgstraße nach Süden fährt.

Was ist ein Sander / Sandur überhaupt?

Der Name Sander kommt vom isländischen Wort Sandur. Dabei handelt es sich um breite, schwach geneigte Ebenen aus Sand, Kies und Geröll, die während des Eiszeitalters gebildet wurden. Gletscherschmelzbäche führen große Mengen an Schotter, Geröll und Sand mit sich. Wenn diese Gewässer in Islands Süden die Berge und Klippen verlassen und auf flaches Gelände treffen, verbreitern sie sich. Die Flüsse verlieren an Geschwindigkeit, schweres Geröll lagert sich im oberen Teil der Ebene ab, weil der Fluss nicht genug Kraft hat, diese mitzutragen. Feines Material wie Kies oder Sand wird jedoch weiter hinausgetragen. So entstehen die gewaltigen Sandflächen am Fuße der Katla und des Vatnajökull.
Das Überqueren dieser Sander ist nicht ganz gefahrlos. Durch einen plötzlichen Vulkanausbruch unter einem der Gletscher kann es zu Flutwellen, den berüchtigten Gletscherläufen, kommen.

Der Skeiðarársandur

Der Skeiðarársandur besteht überwiegend aus schwarzem Sand und Gletschergeröll. Vor dem Bau der Ringstraße konnte das Gebiet nur mit dem Pferd passiert werden. Erst in den 70er Jahren wurde die Ringstraße durch das Gebiet gebaut und Hochwasserbarrieren und Brücken errichtet. Grund für diese Maßnahmen war die Vorbeugung vor Gletscherläufen unter dem Eis des Vatnajökull. Beim Ausbruch des Grímsvötn im Jahr 1996 wurde ein acht Kilometer langer Abschnitt der Ringstraße weggerissen und eine über 900 Meter lange Brücke über den Fluss Skeiðará schwer beschädigt. Die verformten Stahlträger lassen sich noch immer besichtigen.

Verbogene Stahlträger einer einstigen Brücke

Der Myrdalssandur

Der Sander liegt zwischen den Flüssen Kúðafljót im Osten und Múlakvísl im Westen am Fuße des Vulkansystems Katla. Beide Flüsse führen Wasser aus dem Gletscher Mýrdalsjökull zum Meer. Wie in Island üblich, hat der gewaltige Gletscher über der Caldera des Vulkans einen eigenen Namen: Mýrdalsjökull. Vom Namen des Geltschers kommt der Name des Sandur. Der Mýrdalssandur bildet eine 35 km lange Küstenlinie, Dazu gehört auch das Kap Kötlutangi, der südlichste Punkt der Insel Island. Die Ringstraße verläuft dabei auf einer Länge von 25 Kilometern durch den Sandur.
Die Sandfläche entstand durch die zahlreichen Gletscherläufe der Katla. Der letzte große Gletscherlauf ereignete sich im Jahr 1918 infolge einer explosiven Eruption des Vulkans. Forscher haben herausgefunden, dass die Wassermenge am Höhepunkt des Gletscherlaufs bei ca. 200.000 – 300.000 m³/s lag.

Der Solheimasandur (der Sandur mit dem Flugzeug-Wrack)

Der Sólheimasandur liegt zwischen Skogar und Vik y Myrdal südlich der Ringstraße. Wie der Myrdalssandur wurde er vom Vulkansystem Katla geformt. Bekannt ist diese Sandfläche vor allem durch das Flugzeugwrack, das noch immer auf dem Sandur liegt. Am 21. November 1973 musste eine Douglas C117-D der US Navy auf dem Weg nach Europa wegen Vereisung des Vergasers notlanden. Verletzt wurde bei dem Unglück niemand. Der US Navy war es zu aufwändig, das komplette Flugzeug zu bergen. So wurden nur die Inneneinrichtung und die Flügel samt Triebwerke demontiert. Der Rumpf liegt seitdem am Strand und dient als Touristenattraktion.

Weitere Sander

Die anderen Sander Islands sind längst nicht so bekannt, weil man sie nicht direkt passiert, wenn man sich auf der Ringstraße hält.

Der Mælifellssandur

Der Mælifellssandur wurde ebenfalls von der Katla geschaffen. Die Sandebene liegt allerdings nördlich des Vulkans und ist nur mit dem Geländewagen mit Vierradantrieb zu erreichen. Faszinierend ist der 791 Meter hohe grüne Kegel Mælifell, der einen krassen Kontrast zur schwarzen Ebene bildet.

Der Sprengisandur

Diese Sandfläche liegt nordöstlich des Vatnajökull, östlich davon liegt der Hofsjökull. Die Bäche, die aus dem Gebiet nach Norden fließen, vereinen sich zum Fluss Skjálfandafljót, an der sich flussabwärts der berühmte Wasserfall Godafoss befindet.

Der Medallandssandur

Dieser Sander liegt südlich von Kirkjubaejarklaustur, östlich des Kúðafljót. Zur Linken des Flusses schließt sich der Medallandssandur an. Auch diese Sandebene wurde vom Myrdalsjökull und der Katla geformt.

Buchtipp: Island-Wikinger-Roman

Buchtipp: Die Sklavin des Kriegers von Runa Valgard – der historische Roman spielt u.a. in Thingvellir, am Kirkjufell, am Gullfoss und bei den Geysiren. Auch ein Sander wird darin überquert.

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