Zum Projekt Syriens Zukunft
In den Unruhen des Bürgerkrieges seit Mitte 2012 ist die Stadt heiß umkämpft. Zahlreiche historischen Gebäude wurden beschädigt – große Teile des historischen Suq sind einem Brand zum Opfer gefallen. Der größte Teil der Bevölkerung ist geflohen.
Die Geschichte von Aleppo
Aleppo ist im Norden Syriens gelegen, mit 1,7 Millionen Einwohnern gilt sie als zweitgrößte Stadt Syriens. Schon seit jeher war die Stadt ein wichtiges Handelszentrum und heute spielt sie eine wichtigere wirtschaftliche Rolle als Damaskus, bedingt durch ihre Lage in der Nähe der Türkei und des Mittelmeeres. Neben Arabern gibt es viele Nationalitäten in der Stadt – Kurden, Tscherkessen, Armenier, Bosnier und andere kleiner Minderheiten. Außerdem besitzt die Stadt die zweitgrößte christliche Gemeinde im nahen Osten nach Beirut.
Aleppos Frühgeschichte
Die Stätte Aleppos wurde bereits seit dem 5. Jahrtausend v.Chr. besiedelt. Dies macht sie neben Damaskus zu einer der ältesten Städte der Welt, wenn nicht die älteste. Von den Anfängen der Stadt ist nicht allzuviel bekannt. Sicher ist, dass Aleppo um 2000 v.Chr. die Hauptstadt des amoritischen Königreiches Yamkhad war. Etwa 1800 v.Chr. gelang es den Hethitern, die Stadt zu erobern und sie hielten Aleppo, bis 800 v.Chr. erst die Assyrer und dann das Perserreich Syrien einnahmen. 333 v.Chr. besetzte Alexander der Große das Land. Unter den Seleukiden war Aleppo ein wichtiges Handelszentrum zwischen Antiochia und dem Euphrat. Es war unter dem Beroia bekannt und behielt diesen auch unter den Römern, die die Stadt 64 v.Chr. einnahmen. 554 wurde sie von den Sassaniden geplündert und zerstört, doch der Kaiser Justinian (527-565) ließ Aleppo neu errichten und umgab es mit einer Mauer.
Die islamische Herrschaft
Der arabische Führer Khalid ibn al-Walid eroberte 637 die Stadt. Sie wurde von den Umayyaden und den Abassiden beherrscht, bis 944 die lokale Dynastie der Hamdaniden die Macht ergriff und Aleppo zu ihrer Hauptstadt erhob. In dieser Zeit erlebte Damaskus eine kulturelle Blüte, besonders unter der Herrschaft Saif ad-Daulas, einem bedeutenden Kunstmäzen. Er versammelte an seinem Hof zahlreiche Künstler wie die arabischen Dichter al-Mutanabbi und Abu Firas al-Hamdani und bedeutende Gelehrte wie den Philosophen al-Farabi. Außerdem schlug der Lokalherrscher zahlreiche Schlachten mit den Byzantinern und es gelang ihm, sie wenigstens während seiner Regierungszeit auf Distanz zu halten.
962 eroberten die Byzantiner die Stadt, konnten sich aber nicht lange halten, denn die Seljuken, ein türkischer Volksstamm, übernahmen 1086 die Macht. 1098 und 1124 wurde Aleppo zweimal von den Kreuzfahrern belagert, die das Umland verwüsteten. 1138 ließ ein gewaltiges Erdbeben die Stadt erzittern, 230000 Menschen sind gestorben, was dieses Erdbeben zu den vier tödlichsten der Menschheitsgeschichte macht. 1946 ergriff Nur ad-Din (1118-1174) die Macht in Aleppo. Unter ihm erlebte es einen wirtschaftlichen Aufschwung. Der kurdische Herrscher ließ die Zitadelle, die Verteidigungsanlagen und die Suqs ausbauen und errichtete ein Krankenhaus sowie viele islamische Schulen.
Ab 1183 stand Aleppo unter der Herrschaft der Ayyubiden, der von Salah ud-Din begründeten Dynastie. 1260 plünderten und zerstörten die Mongolen in einer Allianz mit dem Kreuzfahrerstaaat von Acre unter Führung von Bohemund VI und dem armensichen König Hetum I des armenischen Königreiches Kilikien die Stadt. Den ägyptischen Mamluken gelang es schließlich, die Mongolen zu bezwingen und sie übernahmen die Herrschaft, doch wurde Aleppo bis 1401 noch mehrmals von den Mongolen geplündert, die immer wieder große Massaker unter der Bevölkerung anrichteten. Da die Mongolen die Handelsstraßen vom Iran nach Europa unterbrochen hatten, konnte Aleppo besonders vom Seidenhandel profitieren.
1517 gliederten die Osmanen ganz Syrien in ihr Großreich ein. Dadurch erschloss die Stadt neue Märkte in Kleinasien und war zeitweise das wichtigste Handelszentrum am östlichen Mittelmeer. Im 17. Jahrhundert verlor Aleppo zwar seine Vormachtstellng an Smyrna, das heutige Izmir, doch die Stadt war immer noch eine wichtioge Handelsmetropole. 1822 brach jedoch eine Katastrophe infolge eines schweren Erdbebens über die Stadt herein, viele Menschen starben. Als 1869 der Suezkanal eröffnet wurde, verlor Aleppo schließlich enorm an Bedeutung.
Sehenswürdigkeiten:
- die Zitadelle
- der Suq
- die Umayyadenmoschee
- die Madrasat (Koranschulen)
- das Nationalmuseum von Aleppo
Die Altstadt von Aleppo hat dem Touristen sehr viel zu bieten. Hier befinden sich der vielleicht längste Suq der Welt, verwinkelte Gassen und prachtvolle Moscheen – und über allem trohnt die gewaltige Zitadelle.
Die Omayyadenmoschee
Die Omayyaden errichteten im 8. Jahrhundert auch in Aleppo eine große Moschee. Sulaiman ibn Abd al-Malik wollte einen ebenso schönen Saralbau errichten, wie es sein Bruder Walid in Damaskus getan hatte. Ursprünglich war die Moschee in Aleppo ähnlich angelegt wie die in der Hauptstadt; sie wurde jedoch von vielen weiteren Dynastien ausgebaut und verändert. Unter den Seljuken beispielsweise entstand das schöne Minarett mit seinen Schriftbändern und Gesimsen, das eines der eindrucksvollsten Syriens ist. Im 14. Jahrhundert nahmen die Mamluken so viele Umgestaltungen vor, dass die omayyadische Grundform heute nur noch bedingt erhalten ist. Die Moschee von Aleppo ähnelt so zwar weniger ihrer Schwester in Damaskus, ist aber ebenfalls sehr sehenswert.
In Aleppo finden sich außerdem zahlreiche Koranschulen, die Madrasat. Die Madrasa Halawiye ist dabei eine der schönsten und beeindruckendsten dieser Lehranstalten. Ursprünglich war sie eine Kirche, die der Mutter des römischen Kaisers Konstantin, der heiligen Helena, geweiht war. Die Stätte blieb in christlicher Hand, bis 1124 ein Kreuzfahrerheer Aleppo belagerte und zahlreiche Moscheen schändete. Darauf hin wurde aus der Kirche eine Koranschule. Die Madrasa Halawiye liegt neben der Umayyadenmoschee. Sie besitzt ein prachtvolles Eingangsportal. Es gibt einen schönen Innenhof mit einem Brunnen. Die Räumlichkeiten der Schule sind jedoch eher schlicht gehalten.
Die Zitadelle
Die Zitadelle Aleppos ist schon von weitem gut sichtbar. Sie trohnt auf einem 50 m hohen Hügel in der Mitte der Stadt. Am prachtvollsten ist sicher das große verzierte Eingangsportal, durch das jeder Besucher die Festung betritt. Es gibt nur einen Zugang, der mit schmiedeeisernen Toren geschützt ist. Außerdem wurden in den Aufgang Abknickungen konstruiert, damit der Einsatz von Rammböcken erschwert wurde. Nur den Mongolen gelang es zweimal, die Festung zu stürmen.
Auf der Hochfläche selbst finden sich neben zahlreichen weiteren Ruinen zwei Moscheen, eine Militärbaracke aus osmanischer Zeit und ein ayyubidischer Palast. Von der Stadtmauer bietet sich ein herrlicher Blick von allen Seiten auf die Stadt. Sehr beeindruckend ist außerdem der prachtvoll ausgemalte Thronsaal, der aus mamlukischer Zeit stammt, und durch den man die Festung wieder verlässt.
Der historische Basar
Die Suqs von Aleppo sind wahrhaftig ein Labyrinth. Hier findet sich alles – Stoffe, Kissenbezüge, Seife, orientlaisches Kunsthandwerk wie kleine Kisten, die mit Ornamenten verziehrt sind, aber auch Haushaltsgegenstände und Lebensmittel. Dies alles wird in überdachten Markthallen feilgeboten, die zusammen ein Netzwerk mit über 12 km ergeben. Dies macht den Suq von Aleppo zu einem der Größten der Welt. Die Händler des Mittelalters schätzen es, nahe bei ihren Waren und ihrer Handelsstätte übernachten zu können. Deswegen entstanden zahlreiche Khans, wie die Gasthäuser der damaligen Zeit genannt wurden. Sie alle besaßen einen Innenhof, in dem die Kamele untergebracht wurden; in den Räumen schliefen die Menschen. Die Khane besaßen meist nur ein prachtvoll verziertes Tor. So ließ sich die Ware besser schützen. Berühmte Besispiele hiefür sind der Khan as-Sabun, der Seifenmarkt, der aus dem 16. Jahrhundert stammt, sowie der Khan al-Wazir, der Markt des Ministers, der im 17. Jahrhundert errichtet wurde.
Der schöne Khan al Djumruk, der Zollmarkt, ist fast ein eigenständigs Marktzentrum im bunten Treiben des Suqs. Hier finden sich Brunnen, Moscheen, und über 300 Geschäfte. Hier waren im 16. Jahrhundert die Konsulate Englands, Hollands und Frankreichs untergebracht. Sehenswert ist auch das Bimaristan Nuri, ein Krankenhaus, das 1150 unter Nur ad-Din errichtet wurde. Die islamische Medizin war im Mittelalter sehr weit fortgeschritten und der christlichen Heilkunde bei weitem überlegen. Während bei den Christen gleich amputiert wurde, versuchten die Muslime, mit Kompressen und Heilpflanzen Gliedmaßen zu retten. Das Bimaristan strahlt durch seine kleinen Innenhöfe und die wieder renovierten Krankenzimmer eine Athmosphäre der Ruhe in Mitten des hektischen Marktes aus. Neben den genannten Sehenswürdigkeiten gibt es noch zahllose weitere Khane, Moscheen und Bäder zu entdecken.
Die Altstadt
Auch die südliche Altstadt bietet zahlreiche Hammams, Moscheen und Madrasat und sind einen Besuch wert. Hier befindet sich beispielsweise die Madrasa Faradis, die Paradisschule. Sie ist eine der schönsten Madrasat der Stadt und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Alle Sehenswürdigkeiten zu nennen würde jedoch zu weit führen. Zu einem Spaziergang läd auch das Judaide-Viertel ein. Hier lassen sich schöne alte Stadthäuser besichtigen. Hier herrscht die orientalische Bauweise mit einem Innenhof vor, um den sich die Zimmer gruppieren. Außerdem lassen sich im „neuen Viertel“, wie es auf arabisch heißt, schöne Kirchen besichtigen.
Aleppo bietet sich auch gut als Ausgangspunkt von Trips in die Umgebung an. In der Nähe befinden sich Ebla, die toten Städte von Ma’arat an-Nu’man, Tell Ain Dara und das Simeonskloster.
Aktuell: UNESCO Welterbe in Syrien in Gefahr