Island hat viele Highlights, aber auch versteckte Schätze, die nicht in jedem Reiseführer stehen. Nachdem Island mittlerweile ein überaus beliebtes Reiseland ist, sind mittlerweile auch die „Geheimtipps“ gut besucht – wenn auch nicht ganz so sehr wie zum Beispiel die Highlights Gulfoss, Geysir und Thingvellir auf der Golden Circle Route oder die Wasserfälle Skogarfoss und Seljalandsfoss. Das war jedenfalls im September 2018 so, obwohl dieser Monat eigentlich schon zur Nebensaison zählt. Mit etwas Glück hat man jedoch auch den ein oder anderen Reisegeheimtipp einmal ganz für sich – frühes Aufstehen lohnt da in jedem Fall.
Eldgjá – die Feuerspalte
Wer im Süden von Island unterwegs ist, hat sicher schon einmal von den Laki-Kratern gehört. Berühmt berüchtigt ist der Ausbruch von 1783, der durch den Ausstoß giftiger Gase unzähligen Menschen in Island und in ganz Nordeuropa das Leben kostete. Die Lavafelder sind auch von der Ringstraße aus zu sehen. Nicht weniger dramatisch war wohl der Ausbruch der Eldgjá zusammen mit der Katla im Jahr 939 v. Chr. Er übertraf den Ausbruch des Laki sogar noch, was die freigesetzten Lavamengen und den Auswurf von Gestein betrifft. Die Eldgjá verläuft parallel zu den Laki-Kratern. Für einen Besuch ist ein Geländewagen mit Vierradantrieb nötig, dazu müssen mehrere Flüsse überquert werden. Möglicher Ausgangspunkt ist Kirkjubaejarklaustur.
Gehimtipps auf der Snaefellsnes-Halbinsel
Was nicht explizit im Reiseführer stand
Insbesondere auf der Snaefellsnes-Halbinsel jagt ein Highlight das Andere. Kein Wunder, dass im Reiseführer nicht alles berücksichtigt werden kann. Erstaunlich ist allerdings, dass das Dumont-Reisehandbuch den hübschen Wasserfall Kirkjufellfoss am markanten Berg Kirkjufell unterschlagen hat. Doch dieser ist mittlerweile kein Geheimtipp mehr, sondern eine der markantesten Island-Foto-Impressionen. Folgende Sehenswürdigkeiten sind dazu im Vergleich jedoch relativ unbekannt.
Der Wasserfall Svöðufoss
Der Svöðufoss ist ein herrlich gelegener Wasserfall am Fuße des Gletschers Snæfellsjökull. Der Fluss Laxa stürzt hier über 40 Meter in die Tiefe. Malerisch ist der Blick über die Küstenebene über den Wasserfall bis hinauf zu den schneebedeckten Gipfeln des Gletschers. In der Nähe des Svöðufoss liegt auch der Wasserfall Kerlingarfoss sowie das kleine Kirchlein Ingjaldshólskirkja.
Der Vulkankrater Saxholl mit umliegenden Lava-Feldern
Direkt an der Snaefellsvegur nahe Hellissandur liegt der kleine Vulkankrater Saxholl, gut erkennbar an seiner typischen Form – genau so stellt man sich einen Vulkan vor. Eine Metalltreppe mit flachen Stufen führt nach oben, von wo sich eine schöne Aussicht auf den Snæfellsjökull und die umliegenden Lavafelder bietet.
Lavafeld Berserkjahraun: Aussicht auf Selvallavatn und der Kothraunsvatn
Von der Straße zwischen Grundarfjördur im Norden und Eyjar og Miklaholt im Süden der Halbinsel Snaefellsnes bietet sich dazu von einem Parkplatz aus ein herrlicher Blick über das Lavafeld Berserkjahraun und die Seen Selvallavatn und Kothraunsvatn. Wer weiter Richtung Grundarfjörður und Kirchjufell fährt, kommt an weiteren malerischen Seen, Bergen und Buchten vorbei, an denen sich ein Fotostop lohnt.
Geheimtipps im Süden von Island
Dverghamrar und Foss á Siðu
Zwischen Kirkjubæjarklaustur und Núpsstaður liegt der malerische Wasserfall Foss á Siðu und kaum einen Kilometer davon entfernt die Felsformation Dverghamrar, von der aus man einen schönen Blick auf den Wasserfall hat. Bei unserem Besuch hatten wir die Basaltsäulen der Zwergenklippen (was Dverghamrar übersetzt heißt) ganz für uns allein.
Die Schlucht Fjaðrárgljúfur
Die Schlucht Fjaðrárgljúfur bei Kirkjubæjarklaustur stand ebenfalls nicht im Reiseführer. Sie ist über eine Schotterpiste von der Ringstraße aus zu erreichen. Hier hat sich der Fluss Fjaðrár tief in das vulkanische Palagonitgestein gegraben. Die Schlucht ist etwa zwei Kilometer lang und bis zu 100 Meter tief. Am Ende befinden sich mehrere Wasserfälle sowie eine Aussichtsplattform.
Update: ein richtiger Geheimtipp ist die Schlucht wohl doch nicht mehr. Aufgrund eines dort gedrehten Justin-Bieber-Videos im Jahr 2016 pilgern immer mehr Menschen zu diesem Reiseziel – mit der Konsequenz, dass die Schlucht in den Jahren 2018 und 2019 bis Juni gesperrt werden musste, weil die Wege zu ausgetreten und zu matschig waren und die Touristen sich alternative Wege durch die empfindliche Flora gesucht haben.
Der wahre Geheimtipp: die isländischen Westfjorde
Im Süden und Südwesten gibt es leider kaum noch Orte, die als Geheimtipps gelten können. Anders sieht es im Nordwesten aus: die Vestfirðir (deutsch Westfjorde) umfassen eine Halbinsel und Region mit einer Fläche von 9409 km² und sind so einsam, dass kaum noch Einheimische dort wohnen. Dementsprechend schlecht ist (bislang) die Infrastruktur. Wer also naturnahen Urlaub in der Abgeschiedenheit verbringen möchte, sollte sich diese Region Islands genauer ansehen. Allerdings ist die Infrastruktur auch entsprechend schlecht.
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