Holašovice – Weltkulturerbe und Geheimtipp in Tschechien

Ein schöner Zwischenstopp in Südböhmen

Das kleine Dorf Holašovice liegt 23 Kilometer nordwestlich von Krumau an der Moldau. Es besteht aus liebevoll restaurierten Bauernhöfen im Stil des Bauernbarock, die sich um einen großen Marktplatz mit Dorfteich und Kirche gruppieren. Die Häuser wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Da der Ort nach dem zweiten Weltkrieg weitestgehend verödete und verlassen wurde, kamen keine neuen Häuser dazu. So blieb das Ensemble der historischen Bauernhäuser erhalten. Ab 1990 wurden sie aufwändig restauriert. Ein Teil ist heute wieder bewohnt. Dazu gibt es zwei Gastwirtschaften, einen Laden und ein Museum.

Der Ort ist relativ klein, aber ein Abstecher von Budweis oder Krumau an der Moldau aus lohnt sich allemal. Du solltest aber besser tschechische Kronen zur Hand haben.

Achtung Fake: das Stonehenge von Holasovice

Im Südwesten des Dorfes befindet sich das „Stonehenge von Holasovice“. Dabei handelt es sich aber nicht um einen historischen Steinkreis. Nur der Megalith in der Mitte ist echt, alle anderen Steine sowie auch der Dolmen wurden von findigen Einheimischen erst vor wenigen Jahren aus einem Steinbuch geschlagen und errichtet. Der Eintritt kostet ca. 30 Tschechische Kronen, also etwa 1 €. Abzocke möchte ich das nicht nennen. Möglicherweise kannst du hier auch schöne Fotos machen (das Gelände wird von außen durch Büsche abgeschirmt und ist nicht einsehbar). Aber niemand sollte glauben, dass es sich um einen historischen Ort handelt.

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Die Geschichte von Holasovice

Der Ort wurde wohl bereits im 13. Jahrhundert begründet und erlebte eine wechselvolle Geschichte. Von Anfang an besaß es wohl einen außergewöhnlich großen rechteckigen Dorfplatz angelegt, der mit seinen Abmessungen von 210 × 70 Meter der Größe der Marktplätze von Stadtgründungen aus jener Zeit entspricht. 1273 wurde der Ort dem nahegelegenen Zisterzienserkloster überlassen. Die überlieferten Namen der damaligen Untertanen waren größtenteils tschechisch. Zwischen 1520 und 1525 wurde Holašovice bei der großen Pestepidemie, die im Raum Budweis ausgebrochen war, fast ausgelöscht. Nur zwei der Einwohner überlebten.

In der Folgezeit besiedelte das Kloster den Ort mit Bayern und Österreichern. Für das Jahr 1530 sind wieder 17 Siedler nachweisbar. Holaschowitz war seit dieser Zeit ein deutschsprachiges Dorf. Im Jahre 1840 bestand Holschowitz aus 24 Häusern mit 184 Einwohnern. Im Jahre 1914 hatte das Dorf 163 ausschließlich deutschsprachige Einwohner. Nachdem 1946 der größte Teil der deutschen Bevölkerung vertrieben worden war, blieben viele Höfe unbewohnt und verfielen. Eine Wiederbesiedlung mit tschechischen Siedlern aus dem Binnenland gelang nur teilweise.

Während der kommunistischen Herrschaft verödete Holašovice zunehmend. Durch die Dreharbeiten zum Film Prodaná nevěsta (Die verkaufte Braut) gelangte das im Gegensatz zu den Nachbardörfern Dobčice, Lipanovice und Záboří dem Verfall preisgegebene Dorf Holašovice mit seinen einmaligen historischen Höfen 1972 erstmals in den Blick der Öffentlichkeit. Nach 1990 wurde die wertvolle Bausubstanz aufwändig restauriert, so dass die Gehöfte nunmehr wieder bewohnt sind. Wiederaufgebaut wurde die alte Dorfschmiede. 1991 hatte der Ort 130 Einwohner. 1998 wurde Holašovice als Weltkulturerbe in die UNESCO-Denkmalliste aufgenommen. Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus 60 Häusern, in denen 136 Menschen lebten.

Im Ort findet jedes Jahr Ende Juli ein mehrtägiger Jahrmarkt statt. Es ist einer der größten Jahrmärkte der Tschechischen Republik. Um den großen Dorfanger bieten mehrere hundert Handwerker ihre Waren an. Man findet dort Keramik, Glaswaren, Textilien, Eisenwaren und andere handwerklich hergestellte Produkte.

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