Europas einziger Supervulkan
Den Vesuv kennt jeder. Weitgehend unbekannt sind jedoch die Campi Flegrei, die „brennenden Felder“ westlich von Neapel. Hier schlummert Europas einziger Supervulkan – ein Vulkan, dessen Ausbrüche mindestens einen Vulkanexplosivitätsindex (VEI) von 7 aufweisen (8 ist der höchstmögliche). Die Phlegräischen Felder haben aber einen immer unruhiger werdenden Schlaf – so ist insbesondere der (zurzeit für Besucher gesperrte) Vulkankrater Solfatara aktiv.
Ausbreitung des Supervulkans
Die Phlegräischen Felder dehnen sich über ein Gebiet von mehr als 150 km² aus. Die eingesunkene, nicht sichtbare Caldera liegt zu zwei Dritteln unter Wasser. Sie beginnt unmittelbar am westlichen Stadtrand von Neapel bei Pozzuoli und setzt sich entlang der Küste des Mittelmeeres bzw. des Golfes von Neapel fort. Im Süden dehnt sie sich untermeerisch aus und schließt hierbei auch das Gebiet der Inseln Ischia und Procida (im Südwesten) sowie Nisida (im Nordosten) ein.
Vulkanische Aktivität der Phlegräischen Felder
Die Phlegräischen Felder sind ein aktiver Vulkan. 2008 wurde entdeckt, dass sie eine gemeinsame Magmakammer mit dem Vesuv in 10 Kilometern Tiefe haben.
Die erste bekannte Eruption („Kampanischer Ignimbrit“) wird derzeit auf etwa 37.280 Jahre v. Chr. geschätzt. Bei dieser supermassiven Eruption wurden ca. 80 bis 150 km³ Tephra ausgestoßen; sie entspricht damit einem Vulkanexplosivitätsindex (VEI) von 7. Damit kann sie sich in Bezug auf den VEI mit den stärksten überlieferten Eruptionen in historischer Zeit (allem voran Tambora im Jahre 1815, aber auch Krakatau 1883) messen. Andere Autoren sprechen sogar von 350 km³.
Eine neue Studie fand dazu Hinweise für einen bisher unbekannten Ausbruch vor etwa 29 000 Jahren, dessen Ablagerungen in einem Gebiet von etwa 150 000 Quadratkilometern gefunden wurden.
Bei einem weiteren Großausbruch vor 15.000 Jahren wurden 40 km³ Material ausgestoßen und 1000 km² Bodenfläche zerstört (das entspricht einer Fläche, 10 % größer als Berlin!)
Der letzte größere Ausbruch fand im Jahr 1538 statt. Er dauerte acht Tage, und aus dem ausgeworfenen Material entstand ein neuer Berg – der Monte Nuovo – und der angrenzende Lago d’Averno (Averner See; ein mit Wasser gefüllter Vulkankrater) wurde vom Meer abgeschnitten.
Im Jahr 2012 wurden unterirdische Aktivitäten gemessen. Der Zivilschutz erhöhte daraufhin die Warnstufe.
Am 21. August 2017 erschütterte ein Erdbeben mit der Stärke 4,0 die Insel Ischia.
Sichtbare Zeugen des Vulkans
Neben Solfataren und Mofetten gibt es im Bereich der Campi Flegrei unzählige Thermalquellen und Fumarolen. Besonders bekannt sind die Quellen auf der Insel Ischia.
Der Solfatara-Krater (Achtung: gesperrt!)
Der Solfatara-Krater ist die sichtbarste Erscheinung der Phlegräischen Felder. Dieser ist zurzeit allerdings gesperrt (Stand: Januar 2020), nachdem hier im September 2017 eine Familie tödlich verunglückte.
Eine Fahrt nach Ischia
Um sich einen Überblick über die gewaltige Größe des Vulkans zu machen, ist es besonders eindrucksvoll, über das Meer zu den Inseln Ischia oder Nisida zu fahren, im Bewusstsein, dass unter dir ein gefährlicher Vulkan schlummert … Auf Ischia gibt es zahlreiche warme Thermalquellen sowie Fumarolen, die Dampf ausstoßen.
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