Teneriffa ist ideal, um Wale zu beobachten. Besonders von Costa Adeje, Playa de las Americas und Los Gigantes aus fahren täglich mehrere Boote auf das Meer hinaus.
Wale beobachten in Teneriffas Südwesten
Große Tümmler vor Los Gigantes
Von Los Gigantes aus sieht man vor allem Delfine, insbesondere die Art der Großen Tümmler, die weltweit besonders häufig in Delfinarien gezeigt werden.
Grindwale und Große Tümmler vor Costa Adeje / Playa de las Americas
Vom Puerto Colon, dem Hafen zwischen Playa de las Americas und Costa Adeje aus, fahren täglich mehrere Boote hinaus, um Grindwale zu beobachten. Diese schlafen tagsüber und ruhen dazu an der Wasseroberfläche. Die Veranstalter versprechen die Sichtung von Grindwalen mit einer Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent sowie die Sichtung von Delfinen mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 50 Prozent.
Zu empfehlen ist der Anbieter Ocean Blue, dessen Boote täglich um 10:30 Uhr, um 12:30 Uhr und um 15 Uhr abfahren. Die Boote sind klein, der Skipper lässt deutlichen Abstand zu den Walen. Eine zweistündige Fahrt kostet 25 Euro (Stand Februar 2017).
Orcas / Killerwale im Loro Park
Im Loro Park, dem nach Tripadvisor besten Zoo Europas und dem zweitbesten der Welt, wartet ein ganz besonderes Highlight, nämlich eine Orca-Show. Mehrmals am Tag zeigen die Killerwale ihre Kunststücke. Die ersten Zuschauerreihen erwartet dabei ein extrem nasses Vergnügen, aber auch Zuschauer in den mittleren Rängen sind vor Wassertropfen nicht gefeit. Neben den Orcas zeigt der Loro Park auch Shows mit Delfinen und Seelöwen.
Gedanken zu Whale Watching und Delfinarien
Whale Watching und die Haltung von Orcas und Delfinen in Delfinarien sind höchst umstritten.
Orcas in Delfinarien
Die Haltung insbesondere von Orcas in Becken, die einfach viel zu klein für sie sein MÜSSEN, wird zu Recht vielfach kritisiert. Allerdings wird auch sehr viel in das Verhalten der Wale hineineinterpretiert. Orcas sind Raubtiere. Dass es bei den Shows immer wieder zu Unfällen kommt, liegt vermutlich einfach in der Natur der Wale – und nicht daran, dass sie gegen ihre Haltung protestieren wollen. Jeder Tiertrainer sollte sich bewusst sein, dass es gefährlich sein kann, mit tonnenschweren Fleischfressern zu arbeiten. Wenn ein Dompteur oder ein Tierpfleger oder sonst jemand von einem Tiger angegriffen wird, wird auch niemand vermuten, dass das Raubtier auf dieser Art gegen seine Haltung protestieren möchte.
Dass es bislang keine dokumentierten Angriffe von Killerwalen auf Menschen in freier Wildbahn gibt, liegt sicherlich daran, dass sich die Lebensräume deutlich weniger überschneiden als beispielsweise die von Menschen und dem weißen Hai. So leben die meisten Exemplare eher in kälteren Regionen, wo es weniger Badeurlauber gibt. Zusätzlich haben sich einzelne Orca-Familien auf ganz bestimmte Nahrung spezialisiert. Die einen jagen Fischschwärme, andere Familien Robben, weitere Orca-Gruppen andere Wale. Der Mensch steht nicht auf dem Speiseplan.
Dass bei männlichen Schwertwalen in Zoos die Rückenflosse abknickt, liegt sicher nicht an Depressionen, sondern daran, dass das Zellgewebe durch weniger Bewegung als in freier Wildbahn üblich und ständigem Im-Kreis-Schwimmen der Schwerkraft unterliegt und abknickt, ein deutliches Zeichen, dass es den Orcas an natürlichem Lebensraum mangelt, auch, wenn sie der Knick der Flosse gegebenenfalls nicht übermäßig behindert.
Die Becken, in denen die Orcas gehalten werden, sind natürlich eindeutig zu klein. Ein Schwertwal hat überhaupt keine Möglichkeit, sich einmal richtig auszutoben. Für eine artgerechte Haltung müsste man vermutlich eine komplette Bucht sperren. Die Haltung von Schwertwalen in Zoos ist deswegen sehr kritisch zu sehen.
Whale Watching – unnötiger Stress für die Wale?
Doch auch das Whale Watching auf Teneriffa gilt als extrem stressig für die Grindwale. Schließlich nähern sich die Boote schlafenden bzw. ruhenden Tieren. Diese werden durch den Lärm der Boote, der sich nicht vermeiden lässt, immer wieder aufgeschreckt. Dazu fahren manche Boote sehr nah an die Tiere heran und bedrängen diese. Das Gütesiegel „Blue Boat“ kennzeichnet Anbieter, die die staatlichen Kriterien für das Whale Watching erfüllen. Ohne dieses Siegel darf sich kein Boot den Walen nähern. Dennoch ist das Aus-dem-Schlaf-gerissen-werden sicherlich stressig für die Grindwale. Andererseits leben zwischen 400 und 600 Tiere zwischen Teneriffa und La Gomera. Auf der Whale Watching Tour zeigen sich vielleicht zehn Exemplare. Von einer Dauerbelästigung der Tiere kann so keine Rede sein. Dazu fahren nicht nur die Walbeobachtungsboote, sondern auch Angelboote, Sportboote und nicht zuletzt die Fähren, die allesamt einen dauernden Lärmpegel verursachen. Und die Grindwale zeigen bisher keine Anzeichen, ihre angestammten Ruheplätze zu verlassen.
Zoohaltung vs. Whale Watching
Der Stress, dem die Tiere beim Whale Watching ausgesetzt sind, ist also mit Sicherheit bei weitem nicht so schlimm, wie das Leben in Delfinarien sein muss. Hier sind insbesondere auch die Anbieter von Walbeobachtungsfahrten in der Pflicht, die Regeln, die es gibt, einzuhalten. Wenn man jetzt noch die Japaner in Taiji oder die Bewohner der Färöer-Inseln davon überzeugen könnte, dass es besser ist, die Wale und Delfine, deren Fleisch aufgrund des hohen Quecksilbergehalts als stark gesundheitsgefährdend gilt, zu beobachten als abzuschlachten, wäre vielen geholfen. Auch, wenn die Wale ab und zu gestört werden.
Im Baedeker Reiseführer „Teneriffa“ (2017) steht ein langer Artikel darüber, wie stressig das Whale Watching für die Grindwale ist. Dafür wird der Loro Park als ein Top-Reiseziel mit spektakulärer Orca-Show gepriesen, da die Wale in einem „riesigen Meerwasserbecken“ leben. Orca-Haltung in Tierparks in Ordnung, Whale Watching kritisch?
Dieser Reiseführer zeigt sehr gut, wie wenig konsequent wir Menschen doch beim Tier- und Naturschutz sind. Wir sind gegen Delfinarien, aber essen Fisch, ohne zu wissen, ob in den Netzen, mit denen er gefischt wurde, nicht vielleicht Delfine verendet sind. Wir essen Rind und Schwein und Hühnchen, ohne uns Gedanken um deren Haltungsbedingungen zu machen. Wir reiten auf Pferden, ohne uns Gedanken zu machen, ob die Pferde genug Bewegung haben, ob sie sich wohlfühlen, ob sie nicht lieber grasen würden als uns herumzuschaukeln. Die Geschichte der Domestikation der Pferde ist eine Leidensgeschichte für die Tiere und dass die Menschen langsam umdenken, heißt nicht, dass Pferde und Ponys nicht auch heute noch auf Turnieren malträtiert oder Ewigkeiten in enge Boxen gesperrt werden.
Delfinfreunde unterstützen die Tierrechtsorganisation Peta und verhalten sich teilweise fast schon aggressiv gegen Freunde von Delfinarien. Ob sie wissen, dass sich Peta genauso dafür einsetzt, das Reiten von Pferden zu verbieten? (Interessante Fragestellung: was würde dann mit all den Pferden passieren, wenn man die nicht mehr reiten darf?)
Das Zusammenleben von Mensch und Tier birgt eine Unzahl von Konflikten. Wer hier konsequent sein möchte, wandelt auf einem schmalen Pfad. Jeder muss für sich bestimmen, wie weit er bereit ist, für den Tierschutz zu gehen. Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, was er akzeptiert und was er nicht akzeptiert und eine Möglichkeit kann darin bestehen, beispielsweise Zoos und Whale Watching zu boykottieren. Aber das ist die persönliche Entscheidung eines jeden Einzelnen, die beliebig ausgeweitet werden kann (Naturschutz vs. Auto fahren, Wohnung heizen, in den Urlaub fliegen, Heimtiere halten, Fleisch essen. Oder man könnte auch an arme, kranke, benachteiligte, versklavte Menschen denken. Auf der ganzen Welt und bei uns. Aber wer macht das schon?).
Noch ein paar Links und Hinweise zu diesem Thema