Wer sich für Wikinger interessiert und einen Ort aufsuchen möchte, an dem einst Wikinger lebten, muss nicht nach Schweden, Norwegen oder Island fahren. Das historische Haithabu, strategisch zwischen Nordsee und Ostsee gelegen, war eine wahre Handelsmetropole zwischen Skandinavien, Westeuropa, dem Nordseeraum und dem Baltikum. Der Ort wurde um 770 gegründet und spätestens 1066 endgültig zerstört und lag im äußersten Süden des Einflussgebietes der Wikinger-Lebensart. Die Wikinger bestanden aus verschiedenen Völkern und hatten neben skandinavischen Wurzeln eine weitere Gemeinsamkeit: sie gingen auf Viking, auf Raubzüge (siehe auch: wer waren die Wikinger?).

Das Gelände Haithabus ist heute Teil der Gemeinde Busdorf bei Schleswig und touristisch erschlossen. Die Stätte wurde nach dem Mittelalter nicht überbaut, sodass die natürlichen Gegebenheiten erhalten blieben. An Ort und Stelle wurden mehrere Langhäuser rekonstruiert und gehören mitsamt Wallanlagen und weiteren Ausgrabungsstätten zum Wikingermuseum Haithabu.

Haithabu ist gemeinsam mit dem Grenzkomplex Danewerk das bedeutendste archäologische Bodendenkmal in Schleswig-Holstein und zählt seit 2018 als Archäologischer Grenzkomplex Haithabu und Danewerk zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Die Ursprünge von Haithabu

Haithabu entstand wohl um 770, als Dänen und Jüten bis zur Schlei (ein langer Arm der Ostsee) und zur Eckernförder Bucht in wohl dünn besiedeltes Gebiet vorstießen. Der Ort lag strategisch hervorragend, da sowohl die Schlei von der Ostsee her schiffbar war, als auch der Fluss Eider, der den Zugang zur Nordsee ermöglichte. Bedeutsam für den Aufstieg war zudem die Zerstörung des konkurrierenden slawischen Handelsortes Reric in der Nähe von Wismar durch den dänischen König Gudfred im Jahr 808, der anschließend die dort ansässigen dänischen Kaufleute nach Haithabu umsiedelte. Seit 811 verlief dazu die Grenze Frankreichs entlang der Eider, was Haithabu noch bedeutender machte.

Wie sah Haithabu zur Zeit der Wikinger aus?

Urheber: Alexander Leischner

In Haithabu standen mehrere Langhäuser, umgeben von gewaltigen, meterhohen Verteidigungswällen mit Palisaden. Die Holz- und/oder Flechtwerkwände waren wahrscheinlich mit Reet oder Stroh gedeckt. Die überbauten Grundflächen variierten zwischen 3,5 × 17 m und 7 × 17,5 m. Die Bewohner Haithabus stammten aus unterschiedlichsten Regionen – das zeigen die Funde unterschiedlicher Gräbertypen wie dänische Brandgruben, schwedische Kammergräber, sächsische Urnengräber, christliche Erdgräber und slawische Urnengräber. Außerdem wurden unterschiedliche Werkstätten, Befestigungsanlagen, Landestege, Schiffbrücken und Speichergebäude ausgegraben.

Dazu wurden Waren aus der gesamten damals bekannten Welt umgeschlagen, zum Beispiel aus Norwegen, Schweden, Irland, Baltikum, Konstantinopel, Bagdad und dem fränkischen Reich. Aus dem Rheinland wurden Weine (Raum Koblenz) importiert (5.–7. Jhd.). Gehandelt wurden aus dem skandinavischen Raum vorwiegend Rohstoffe, aus den entfernteren Gebieten eher Luxusgüter. Durch archäologische Funde von eisernen Fuß- und Handfesseln ist ein Handel mit Sklaven belegt.

Das Wikinger-Museum in Haithabu

Heute befindet sich in der Nähe des Halbkreiswalles das Wikinger-Museum Haithabu. Auf dem Gelände lassen sich sieben aus Befunden rekonstruierte Langhäuser sowie ein rund 6,50 m langes Wikinger-Boot besichtigen.

Dazu finden immer wieder Märkte und Veranstaltungen statt, die interessierten Besuchern das leben der Wikinger näherbringen sollen.

Urheber: Siegbert Brey

Öffnungszeiten

  • Montag geschlossen
  • Dienstag 10:00 – 16:00 Uhr
  • Mittwoch 10:00 – 16:00 Uhr
  • Donnerstag 10:00 – 16:00 Uhr
  • Freitag 10:00 – 16:00 Uhr
  • Samstag 10:00 – 16:00 Uhr
  • Sonntag 10:00 – 16:00 Uhr
    Die Wikinger Häuser und das Freigelände sind im Winterhalbjahr geschlossen!

Eintrittspreise

  • Erwachsene: 9,00 Euro
  • Ermäßigt: 7,00 Euro
  • Familie: 19,00 Euro
  • Kinder/Jugendliche: 3,00 Euro
  • Gruppe ab 20 Pers.: 7,00 Euro pro Person
  • Gruppe ab 30 Pers.: 6,00 Euro pro Person
  • Schulklassen: 2,00 Euro pro Person

Parkmöglichkeiten

Der offizielle, kostenlose Parkplatz befindet sich nahe des Ausstellungshauses. Um vom Parkplatz zu den rekonstruierten Häusern zu kommen, sollten 20 Minuten Fußweg eingeplant werden. Rund um das Gelände gibt es zahlreiche weitere Parkplätze.

Finde dein Hotel in Haithabu

Booking.com

Sind Hunde in Haithabu erlaubt?

Nein, Hunde dürfen nicht mit auf das Museumsgelände. Zwar gibt es einen gutgemeinten „Hundeparkplatz“ mit Anbindemöglichkeiten, dies ist jedoch nicht wirklich empfehlenswert. Sinnvoller ist es, bei geeigneten Temperaturen den Hund im Auto warten zu lassen.

Mehr lesen

Die Geschichte der Wikinger in Haithabu

Haithabu entstand wohl um 770. Bedeutsam für den Aufstieg war zudem die Zerstörung des konkurrierenden slawischen Handelsortes Reric in der Nähe von Wismar durch den dänischen König Gudfred im Jahr 808, der anschließend die dort ansässigen dänischen Kaufleute nach Haithabu umsiedelte.

Um 900 übernahmen schwedische Wikinger die Macht in Haithabu. Im Jahr 934 besiegte der ostfränkisch-sächsische König Heinrich I. die Dänen unter König Knut I. in der „Schlacht von Haithabu“ und eroberte die Stadt anschließend. Damit fiel das Gebiet zwischen der Eider und der Schlei zunächst an das Ostfränkische bzw. Römisch-Deutsche Reich, bis 945 der dänische König Gorm den wichtigen Handelsplatz eroberte. Gorms Sohn Harald verlor Haithabu 974 zunächst wieder an Heinrichs Sohn Otto I. Nach einem Besuch Kaiser Ottos I. wurde Haithabu Bischofssitz. Schon um 850, wahrscheinlich durch Erzbischof Ansgar von Hamburg, war die erste christliche Kirche errichtet worden. Die Existenz dieses Baus ist zwar in den Schriftquellen sicher belegt, konnte aber noch nicht archäologisch nachgewiesen werden. Allerdings wurde eine aus dem frühen 10. Jahrhundert stammende Kirchenglocke geborgen. Adam von Bremen bezeichnete den Ort später als „Ansiedelung der Sachsen“, die in einer Auseinandersetzung mit König Otto II. zerstört worden sei, wobei er nicht zwischen Otto I. und Otto II. unterschied.

Im 10. Jahrhundert erreichte Haithabu seine Blütezeit und war mit mindestens 1500 Einwohnern der bedeutendste Handelsplatz für den westlichen Ostseeraum. Im Jahre 983 eroberte der dänische König Harald Blauzahn (auch: Harald I. Gormson; dänisch Harald Blåtand), der seit 948 die Hoheit des Kaiserreiches anerkannte, Haithabu, und in den Jahrzehnten um 1000 gehörte die Siedlung wieder zum Machtbereich des römisch-deutschen Kaisers Otto III., der allerdings aufgrund seines jungen Alters und anderer Auseinandersetzungen (Slawenaufstand von 983) keinen Einfluss nahm. Unter Kaiser Konrad II. wurde die Grenze vermutlich durch eine von Sven Gabelbart unternommene Kriegshandlung von der Schlei wieder an die Eider zurückverlegt.

Obwohl ein neun Meter hoher Wall mit Palisade die Handelsstadt umgab, wurde sie wahrscheinlich im Jahr 1050 in einer Schlacht zwischen Harald Hardrada von Norwegen und Sweyn II. zerstört. Sie wurde danach nur teilweise wiederaufgebaut und 1066 von den Westslawen geplündert und gebrandschatzt, die damals in den Gebieten östlich der Kieler Förde lebten. Die Einwohner verlegten die Siedlung daraufhin nach Schleswig – auf das andere Ufer der Schlei – und bauten Haithabu nicht wieder auf. Gemeinsam mit der Schlacht von Stamford Bridge im selben Jahr markiert die Zerstörung und Aufgabe von Haithabu das Ende der Wikingerzeit.

Quelle: Wikipedia