Ein schöner Spaziergang führt vom Küstenort Harlesiel zum Museumshafen von Carolinensiel entlang der Harle. Die Strecke beträgt einfach etwa 2,5 Kilometer. Es empfiehlt sich, in Harlesiel zu parken und zunächst den Strand zu besuchen und den Hafen zu erkunden. Von hier aus geht es dann an der Promenande entlang ins historische Carolinensiel mit seinen alten Schiffkuttern. Dort kannst du nicht nur die Museumsschiffe bewundern, sondern auch lecker essen gehen.

Harlesiel – Inselfähren und Sandstrand

Harlsiel Strand

Harlesiel entstand zwischen 1953 und 1956, als nördlich der Friedrichsschleuse ein neuer Hafen mitsamt dem Schöpfwerk gebaut wurde. Hier verkehrt außerdem die Fähre zur Nordseeinsel Wangerooge. Der schöne Sandstrand ist in der Hochsaison kostenpflichtig (aber gratis für Urlaubsgäste mit Nordseekarte). Es ist möglich, bei Ebbe an der mit Steinen gesicherten Fahrrinne nach Wangerooge am Watt entlangzulaufen. Hier gibt es auch einen netten kleinen Hundestrand (mit Leinenpflicht).

Der Weg entlang der Harle

Der Weg nach Carolinensiel verläuft am Schöpfwerk aus den 50er Jahren vorbei und dann weiter entlang des neuen Hafens mit seinen Ferienhäusern. Du kommst an der alten Fischräucherei und dem historischen Rettungsbootschuppen (heute Teil des Sielhafenmuseums) vorbei und gelangst schließlich zur Friedrichsschleuse, der alten Hafeneinfahrt, von der seit dem 19. Jahrhundert noch die Schiffe nach Wangerooge und Spiekeroog abfuhren. Diese ist mit einer Klappbrücke (ähnlich der Towerbridge in London) versehen, damit die Segelschiffe aus dem Museumshafen ins Watt gelangen können. Als nächstes passierst du das Kurhaus mit dem Bad Cliner Quelle, bald darauf das Café Tüdelpott und gelangst schließlich zum Museumshafen von Carolinensiel.

Geschichtsträchtiges Carolinensiel

Im 18. und 19. Jahrhundert hatte Carolinensiel den zweitgrößten ostfriesische Siel- und Handelshafen der Nordseeküste. Anfang des 20. Jahrhunderts nahm seine wirtschaftliche Bedeutung mehr und mehr ab. Der Hafen wurde schließlich sogar teilweise zugeschüttet. Anfang der 1980er Jahre eröffnete das Sielhafenmuseum in drei der alten Hafengebäude. 1986 wurde deswegen der Hafen wiedereröffnet. Heute liegen dort mehrere historische Fischkutter vor Anker. Neben dem Hafen lockt Carolinensiel auch durch seine tollen Restaurants.

Rückweg: Dampferfahrt oder Ortsbummel

Wenn du den gleichen Weg nicht wieder zurückgehen möchtest, kannst du die Strecke nun mit dem historischen Dampfer Concordia aus dem Jahr 1854 zurücklegen. Möglich ist natürlich auch ein Abstecher zur Kirche aus dem 18. Jahrhundert und zur alten Mühle in der Mühlenstraße.

Die Umgebung entdecken

Der beliebte Urlaubsort Schillig mit seinen langen Sandstrand ist 18 Kilometer, der Fischerhafen Neuharlingersiel etwa 12 Kilometer entfernt.

Die Geschichte von Carolinensiel

Wo heute Carolinensiel liegt, befand sich noch vor wenigen Jahrhunderten ein Ausläufer der Nordsee. Die Harlebucht erstreckte sich zwischen dem heutigen Neuharlingersiel und Minsen bis kurz vor Funnix und Werdum. Um 1500 begann man mit der systematischen Landgewinnung durch Eindeichung. Stück für Stück wurde der Nordsee neues, fruchtbares Marschland abgerungen.
Im Jahr 1729 wurde die Eindeichung des Carolinengroden abgeschlossen. Wo die Harle auf den Deich traf, wurde ein Sielhafen angelegt, der heutige Museumshafen. Durch das Siel unter der Brücke konnte das Binnenwasser bei Ebbe ins Meer abfließen. Am 16. März 1730 vergab Fürst Georg Albrecht von Ostfriesland die ersten Grundstücke an die ersten 23 Neusiedler. Sie umfassten nur 200 m² und lagen rund um den Hafen. Die Siedler bekamen noch 1–2 ha Land zur Selbstversorgung und genossen für zehn Jahre Steuerfreiheit. Dies war die Geburtsstunde von Carolinensiel. Namensgeberin war die Gemahlin des Fürsten, Sophie Karoline von Brandenburg-Kulmbach. Ihr machte der Fürst die Domäne Fürstinnen-Grashaus im Carolinengroden zum Geschenk, von der sie bis zu ihrem Tode 1764 Einkünfte bezog. Rund 70 Jahre nach der Gründung 1798 hatte der Ort rund 750 Einwohner, die in der Schifffahrt oder Landwirtschaft tätig waren.

Carolinensiel entwickelte sich auch wegen seiner geschützten Lage zum wichtigsten Hafen im nördlichen Ostfriesland. Durch den Bau des neuen Deichs und der Friedrichsschleuse im Jahr 1765 war er als einziger ostfriesischer Sielhafen dem Meer nicht mehr direkt ausgesetzt und vor Sturmfluten geschützt. Der Bau eines offenen Siels und einer Klappbrücke an der Friedrichsschleuse ermöglichte es den Segelschiffen, den alten Hafen problemlos zu erreichen. Von Carolinensiel aus stachen kleine Frachtensegler in See. Mit ihrem geringen Tiefgang waren sie an das Wattenmeer angepasst. Die Schiffe hatten 3 bis 6 Mann Besatzung und befuhren die Nord- und Ostsee sowie das Mittelmeer. Einige von ihnen überquerten sogar den Atlantik. Die Schiffer exportierten die Agrarprodukte der Marsch: Getreide, Gemüse, Kartoffeln und Milchprodukte. Importiert wurden Holz, Steine, Kohle und Kolonialwaren aus Skandinavien und Großbritannien mit seinen Kolonien.
Seine Blütezeit erlebte der Hafen von Carolinensiel Mitte des 19. Jahrhunderts. Um 1860 gab es hier allein 40 Kapitäne mit insgesamt 59 Schiffen, außerdem zwei Werften, vier Brauereien und zahlreiche Gaststuben. Täglich liefen um die sieben Schiffe ein oder aus. Heute liegen im Museumshafen wieder die typischen Plattbodenschiffe vor Anker und erinnern an die große Zeit der Carolinensieler Seefahrt.

Historische Bauwerke in Carolinensiel

Galerieholländer

Die Windmühle auf einem Deich wurde als Galerieholländer erstmals in einem Erbpachtvertrag von 1773 erwähnt. Sie ist in ihrem Äußeren vollständig erhalten und erhielt im Juni 1993 neue Flügel; ein Mahlwerk ist jedoch nicht mehr vorhanden[5]. Die Mühle wurde auf einem Deich errichtet und diente früher aufgrund der herausgehobenen Lage Seeschiffen als Landmarke. Heute wird sie von Piloten des Jagdgeschwaders 71 „Richthofen“ als „Turnpoint“ genutzt. Die Räumlichkeiten der Mühlen werden heute als Ferienwohnungen genutzt. Auf dem Mühlengelände gibt es einen Ausstellungsraum zur Geschichte der Mühle.

Deichkirche

Die Deichkirche stammt aus dem Jahr 1776. Sie ist die nördlichste Kirche des Harlingerlandes und die einzige an der Küste, die auf einem Deich erbaut wurde. 1793 errichtete man den Glockenturm getrennt vom Kirchenbau. Der Turm ist wegen häufiger Sturmwinde niedrig gebaut und trägt auf seiner Spitze einen Schwan, das Symbol der Lutheraner. Den Innenraum des schlichten Saalbaus dominiert eine barocke Altarkanzel. Die Orgel von Hinrich Just Müller aus Wittmund wurde 1782 mit der Empore eingebaut. Bemerkenswert sind die drei Schiffsmodelle, die von Gläubigen als Votivgaben gestiftet wurden: links des Altars die Brigg VENUS von 1776, rechts davon die Fregatte Alje Mehrings aus dem Jahr 1921 und an der Nordseite die Dreimastbark Marie Emilie von 198

Deutsches Sielhafenmuseum

Das Deutsche Sielhafenmuseum liegt mit seinen vier historischen Ausstellungshäusern (Groot Hus, Kapitänshaus, Alte Pastorei und dem alten Seenotrettungsschuppen) rund um den Museumshafen in Carolinensiel. Das „Groot Hus“ ist der im Jahr 1840 fertiggestellte Kornspeicher am Alten Hafen. Er zeigt auf seinen Speicherböden eine Ausstellung über Land und See, die Geschichte der Siele und Häfen, des Deichbaus sowie der Fischerei und der Segelschifffahrt. Vom Leben an Land erzählt das „Kapitänshaus“, in dem die gute Stube einer Kapitänsfamilie gezeigt wird. Zur Ausstellung gehören auch die Hafenapotheke, ein ehemaliger Kaufmannsladen und eine Seemannskneipe. Im „Marie-Ulfers-Zimmer“ können Trauungen vorgenommen werden. Die „Alte Pastorei“ beherbergt eine Dauerausstellung über das maritime Handwerk zu den Handwerksberufen Schiffszimmerer, Schmied, Seiler und Segelmacher. Daneben gibt es eine Sammlung originalgetreuer Modelle historischer Segelschiffe und die Gemäldegalerie „Mensch und Meer“. Die vier Gebäude des Museums stehen unter Denkmalschutz.

Quelle: Wikipedia