Der Steinzeittempel von Tarxien im Bezirk Paola ist eine der bedeutendsten Tempelanlagen auf Malta. Zusammen mit dem nahegelegenen Hypogäum Hal Saflieni ist die Anlage für alle Steinzeit-Begeisterten einen Besuch wert. Besonders schön ist bei der Anlage, dass ein Schutzdach bisher nicht nötig war und deswegen eine Galerie um die Tempelanlage gebaut werden konnte, von der aus sich die Anlage gut überblicken lässt.
Überblick über die Tempelanlage von Tarxien
Zwischen 3600 und 2500 vor Christus wurden im späten Neolithikum in Tarxien vier Tempel errichtet. Der Osttempel war der früheste Tempel, während der große zentrale Tempel mit seinen 6 Apsiden zuletzt gebaut wurde. Dieser vereinte die drei früher entstandenen Tempel zu einem großen Gesamtkomplex.
Archäologische Ausgrabungen belegen, dass der Tempel auch später genutzt wurde. Der Südtempel wurde während der Bronzezeit als Friedhof bzw. Tempel für Feuerbestattungen genutzt. Die Römer nutzten 2000 Jahre später das Areal für die Landwirtschaft, gruben Bewässerungskanäle und Zisternen und errichteten Bauwerke.
Der Südtempel von Tarxien
Der Südtempel von Tarxien ist besonders wegen seiner zahlreichen figürlichen Darstellungen sehenswert. Gefunden wurde hier ein Teil einer gewaltigen Magna Mater Statue sowie mehrere Tier-Reliefs. Bei den Funden auf dem Ausstellungsgelände finden sich Repliken. Die Originale werden im Nationalmuseum von Valletta ausgestellt.
Der Südtempel von Tarxien besitzt vier Apsiden. Jeweils zwei zweigen dabei vom zentralen Gang ab. Darüber hinaus verfügt der Tempel noch über eine Nische, in der der zentrale Gang mündet. Deswegen klassifizieren manche Wissenschaftler den Südtempel von Tarxien auch als Tempel mit 5 Apsiden. Die äußeren Megalithmauern sind kaum erhalten – nur etwa bis Bodenniveau. Die innere Wand der ersten westlichen Apsis wurde durch eine moderne Konstruktion aus Beton ersetzt. Während der letzten Bauphase am Südtempel wurde eine Kammer baulich verändert, um gleichzeitig Zugang zum zentralen Tempel zu ermöglichen. Der Südtempel besitzt überdies mehrere kleinere Nischen bzw. kleine Kammern, die in die dicken Mauern hineingebaut wurden.
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Die Reliefs und Statuen im Südtempel
Im Tarxientempel befindet sich die größte Sammlung von Skulpturen von allen bisher entdeckten steinzeitlichen Tempelanlagen auf Malta. Gefunden wurden spiralförmige Reliefs sowie Reste einer großen Statue. Diese wird entweder Mater Magna – die große Mutter, oder aber auch wenig respektlos „Dicke Dame“ genannt. Es ist nicht hundert prozentig sicher, ob es sich wirklich um eine Frauenstatue gehandelt hat. Die weit ausladenden Röcke und die runden Formen lassen aber darauf schließen.
In anderen Tempelanlagen auf Malta wurden ähnliche Figuren gefunden.
Im Tarxien-Komplex wurden von der großen Mater Magna Statue lediglich ein Bein sowie ein Teil des Rockes gefunden. Bei den auf der Anlage ausgestellten Funden handelt es sich um Nachbildungen. Die Originale sind im archäologischen Nationalmuseum in Valletta ausgestellt.
Im archäologischen Nationalmuseum von Valletta ist dieses Relief aus dem Steinzeittempel Tarxien ausgestellt. Im Tempel selbst befindet sich nur eine Nachbildung. Während das untere Relief insgesamt 22 Ziegen zeigt, sind auf dem oberen Relief vier Ziegen, ein Schwein und eine Art Widder abgebildet. Dieser Schrein aus dem Südtempel wurde aus einem einzigen, großen Block geschlagen. In der „Schublade“ wurden Messer und verbrannte Tierknochen gefunden. In der kleinen Öffnung im oberen Teil wurden verbrannte Überreste von Tieren gefunden.
Der Osttempel von Tarxien
Der Osttempel ist viel einfacher gebaut, obwohl er zur gleichen Zeit wie der Südtempel errichtet wurde. Der Fußboden der vier Apsen ist nicht gepflastert, sondern besteht aus Torba. Die Wände sind ein besonders gutes Zeugnis darüber, mit welcher Kunstfertigkeit die Wänder der Tempelanlage von Tarxien errichtet wurden. Mehrere kleine Räume auf der Außenseite der Mauern waren vermutlich durch Löcher mit dem Tempel verbunden. Spätere Änderungen machen es jedoch schwierig, dies im Detail nachzuvollziehen. Der Osttempel ist deutlich weniger beeindruckend als der gewaltige Zentraltempel oder der Südtempel mit seinen figürlichen Darstellungen.
Der Zentraltempel von Tarxien
Der zentrale Tempel mit seinen 6 Apsiden wurde zuletzt errichtet. Er ist das einzige Beispiel einer Tempelanlage auf Malta, die über 6 Apsen verfügt. Die Wände der Hauptapsiden bestehen aus Megalithen und sind gepflastert. Ein herzförmiger Ring in der Mitte weist Brandspuren auf. Eventuell wurden hier Brandopfer dargebracht. Es kann sich aber auch um Spuren aus der Bronzezeit handeln, während der die Anlage als ein Krematorium und ein Bestattungsplatz genutzt wurde.
Die kleineren Aspen in der Mitte sind nicht gepflastert. Auf jeder Seite befinden sich zwei Wänd, die mit vier Spiralen verziert sind. Von den inneren Apsiden besitzt nur noch eine originale Wände und Torba-Fußboden. Eine Mauer aus der Römerzeit schneidet durch die östliche Apsis. Zwischen dem Apsiden befindet sich eine Nische mit einem trapezförmigen Stein, der zur Tür des Tempels weist.
Der Sinn dieser überdimensionierten Schale aus dem Zentraltempel von Tarxien ist nicht geklärt. Die Schüssel steht in der ersten linken Apsis im Zentraltempel von Tarxien. Auf dem Bild ist außerdem der Fußboden aus dicken, zusammengefügten Blöcken gut erkennbar.
Dies ist der Blick in den Zentraltempel von Tarxien. Gut zu erkennen ist der vordere Block, der offenbar dazu diente, die Normalsterblichen von Befugten Personen zu trennen. Zu erahnen ist noch immer das darauf befindliche Relief in Form einer Schleife. Gut zu erkennen ist außerdem, wie sorgfältig die Blöcke aus Globigeriner Kalkstein behauen wurden. Diese spezielle Kalksteinart kommt direkt am Tempel nicht vor. Blöcke aus dem Baumaterial wurden aus einigen hunderten Metern entfernt herangeschafft.
Tarxien und das Hypogäum Hal Saflieni
Ganz in der Nähe – etwa 10 Minuten zu Fuß entfernt – befindet sich das unterirdische Hypogäum Hal Saflieni. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gab es kultische Riten, die beide Anlagen miteinander verbanden. So wird Tarxien als Tempel für die Lebenden interpretiert, während Hal Saflieni aufgrund der Knochenfunde, die 7000 verschiedenen Menschen zugeordnet werden konnten, als Tempel für die Toten betrachtet wird.