Anjar

Etwa 40 km südwestlich von Baalbek in der Bekaa-Ebene befinden sich die Ruinen der Umayyadenresidenz Anjar. Mit seiner geschwungene Architektur ist es auf jeden Fall einen Besuch wert und gehört seit 1984 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Geschichte

Vermutlich errichteten bereits die Römer an dieser Stelle eine Siedlung – Anjar war strategisch günstig an der Handelsroute Damaskus-Beirut gelegen und besaß eine ergiebige Quelle. Die Ruinen, die heute noch zu bestaunen sind, stammen jedoch aus späterer Zeit. Der Umayyadenkalif Walid I. ließ etwa 715 an dieser Stelle einen Palast errichten. Die Baumeister benutzten jedoch auch römische Steine und Säulen aus unterschiedlichen Epochen, was der Anlage eine ganz eigene Architektur verlieh. Jedoch bereits 744 wurde die Anlage wieder verlassen – die Macht der Omayyaden schwand und die neue Herrscherdynastie der Abassiden verlegte ihre Residenzen in den Irak.

Sehenswertes

Die Stadt besaß 40 Türme und war von einer Mauer umgeben. Ihr Grundriss maß dabei nur 370 x 310 m. Innerhalb der Mauern war die Stadt aufgebaut wie eine römische Siedlung – zwei Säulenstraßen, an denen sich 600 Läden befanden, verliefen exakt in Nord-Süd und Ost-West-Richtung. Im Zentrum befand sich ein Tetrapylon, der vermutlich aus römischer Zeit stammt. Die schöne Zweifarbigkeit der Ruinen resultiert von zwei verwendeten Materialien: weiße Steinquader und rote Ziegel. Dies hatte neben dem optischen Effekt auch einen praktischen Vorteil: bei Erdbeben wurden die Stöße abgefedert. Deswegen sind sie Ruinen von Anjar noch relativ gut erhalten. Besonders eindrucksvoll ist der teilweise rekonstruierte große Palast, der eine elegane mehrgeschossige Bogenarchitektur besitzt. Der zweite, kleinere Plast war vermutlich den Frauen vorbehalten. Er ist mit zahlreichen Ornamenten verziert. Im nördlichen Teil der Anlage finden sich eine arabisches Bad, das gut restauriert wurde.