Palmyra

Blick auf Palmyra, das heutige Tadmur

Blick auf das antike Palmyra und die Oase

Palmyra liegt in einer Oase inmitten der syrischen Wüste, etwa 200 km nordöstlich von Damaskus. Viele Völker siedelten hier über Jahrtausende – Palmyra war eine der wenigen Oasen in der syrischen Wüste und stieg schnell zu einem wichtigen Handelszentrum auf. Heute ist die syrische Wüstenstadt bekannt für die prachtvollen römischen Anlagen, die byzantinischen Grabtürme und Hypogäen sowie die Festung oberhalb der Stadt.

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Die Geschichte von Palmyra

Die Frühzeit

Die Oase von Palmyra wurde bereits vor 5000 Jahren besiedelt. Assyrische Dokumente aus dem 2. Jahrtausend beschreiben an dieser Stelle eine Stadt. Tadmur kontrollierte seit dem 11 Jh. vor Chr. den Karawanenhandel zwischen den Häfen der syrischen Küste und dem Partherreich östlich des Euphrat. Die Oase lag sowohl an der Handelsstraße von Indien zum persischen Golf als auch an der Südroute der Seidenstraße. Kulturell war die Stadt ein Bindeglied zum Reich der Parther, hatte aber eine eigenständige Kunst und Kultur. Die Herrschaft lag in den Händen von Aristokraten, die zusammen mit Handelsrepräsentanten die Macht innehatten. In der Zeit Alexander des Großen wurde Palmyra stark von den Griechen beeinflusst, bewahrte jedoch seine Unabhängigkeit. Die Lage zwischen Ost und West machte die Stadt reich, aber auch zum Pufferstaat zwischen den erstarkenden Römern und den Parthern.

Tetrapylon in Palmyra

Tetrapylon in Palmyra

Der Einfluss der Römer

Trotz der Eroberung durch die Römer unter Pompejus im Jahre 64 (63) v. Chr blieb Palmyra im folgenden Jahrhundert mehr oder weniger unabhängig, da Rom die diplomatischen Kontakte des Reiches zu den Parthern im Osten nutzen wollte. 32 v. Chr. wurde der Baaltempel eingeweiht, der in den Folgejahren zu einer der wichtigsten Kultstätten des Nahen Ostens aufstieg. Der römische Kaiser Tiberius (14-37 n.Chr.) gliederte Tadmur in die Provinz Syrien ein und nannte die Oase Palmyra, Ort der Palmen. Trotz seinem in den Folgejahren wechselndem Status mal als freie Stadt und mal als römische Provinz blieb Plamyra außerordentlich reich.

Ruinen von Palmyra

Ruinen von Palmyra

Die Zeit von Zenobia

Als 224 das Sassanidenreich im Iran entstand, verlor Palmyra einen Teil der Kontrolle über die Handelswege. Die Sassaniden machen den Römern die Herrschaft streitig. Der Kopf einer arabischen Dynasthie, Odainat (oder Odaenathus, 252-267), führte jedoch erfolgreiche Heerzüge gegen die Perser und vertrieb sie aus Syrien. Damit waren die Handelswege wieder offen. Als er 267 ermordet wurde, übernahm seine Frau Zenobia die Macht. Im Jahre 269 erstritt sie die Unabhängigkeit Palmyras und dehnte das Reich bis Anatolien nach Ankara und Ägypten aus. Jedoch bereits 273 eroberte der römische Kaiser Aurelian (270-275) Palmyra zurück, nahm Zenobia gefangen und brachte sie nach Rom.

Die byzantinische und muslimische Zeit

In byzanthinischer Zeit erhob sich Palmyra zum Bischofssitz. Doch die Perser hörten nicht auf, die Stadt anzugreifen. In dieser Zeit entstanden fantastische Grabbauten. Der Reichtum der Stadt nahm jedoch durch die Verschiebung der Seidenstraße und verstärkten Auseinandersetzungen mit den Persern immer weiter ab. 638 wurde Palmyra von den Muslimen niedergebrannt.
Schließlich zerstörte ein Erdbeben im 10. Jh. die Stadt endgültig. Im 13. Jahrhundert erbauten die Muslime eine Festung etwa zwei Kilometer von der Ruinenstätte entfernt auf einem Bergrücken, um sich gegen die Kreuzfahrer abzusichern. Heute lebt Palmyra hauptsächlich vom Tourismus. Sie gilt als die bedeutendste Ruinenstätte Syriens.

Sehenswürdigkeiten von Palmyra

Der Baal Tempel in Palmyra

Der Baal Tempel in Palmyra

Der Baal-Tempel

Das beeindruckendste Gebäude, das besichtigt werden kann, ist der Baaltempel, der als eines der wichtigsten religiösen Bauwerke im ersten Jahrhundert nach Christus im Nahen Osten gilt. Baal war vermutlich eine Entsprechnung des babylonischen Wettergottes und wurde über die Grenzen des alten Syriens hinaus verehrt.
Der Tempel ist quadratisch angelegt, besitzt eine Seitenlänge von 200 m und war von einer 11 m hohen Mauer umgeben. Der Baaltempel besitzt zahlreiche römische, aber auch syrische Elemente. So befindet sich das Portal in der Außenmauer des Tempel sich nicht genau in der Mitte, während das Allerheiligste genau im Zentrum des Hofes steht. Anders als bei einem römischen Tempel wurde der Eingang des Allerheiligsten auf Höhe des Portals an einer der Längsseiten errichtet und befindet sich deswegen nicht in der Mitte des Gebäudes. Dies hat zur Folge, dass der Baaltempel zwei prachtvoll verzierte Kultnischen besitzt.
Der Tempel war früher vollständig mit einem terrassenförmigen Flachdach bedeckt, auf dem sich arabische Zinnen und Ecktürmchen befanden. Es konnte über zwei Treppen betreten werden. Außerdem verfügt das Heiligtum über Fenster, was ebenfalls eine lokale Besonderheit darstellt.

Die römische Stadt

Von der römischen Stadt sind noch eine Zahl öffentlicher Gebäude sowie die Prachtstraße erhalten. Die Hauptstraße ist nicht typisch römisch gerade, sondern knickt zweimal ab. Außerdem ist sie nicht gepflastert. Die Biegung im Osten wird durch den dreieckigen Grundriss des Hadriansbogens (3. Jh n. Chr.) optisch ausgeglichen. Am mittleren Abschnitt der Säulenstraße befinden sich fast alle öffentlichen Gebäude, wie die Thermen, der Tempel des Nebo, das Theater, der Tempel des Baal Shamin, der Marktplatz und das Diokletianslager, ein römisches Militärcamp.
Ein Tetraphylon markiert die Kreuzung der beiden wichtigsten Straßen Palmyras. Es gilt als das schönste, das die Römer je gebaut haben. 16 schlanke Säulen bilden vier Nischen, in denen sich früher Statuen befanden.

Die Nekropole

Grabtürme von Palmyra

Grabtürme von Palmyra

Vor den Toren außerhalb des Stadtgebiets befinden sich die verschiedenen Gräberfelde. Es gibt drei verschiedene Gräbertypen.
Die palmyrenischen Grabtürme entstanden vermutlich schon in hellenistischer Zeit, wurden jedoch bis ins 3. Jh nach Chr. benutzt. Sie besaßen bis zu fünf Stockwerke und fassten bis zu 3000 Tote. Die äußerlich meist schlichten Türme wiesen im Innern oft reichen Architekturdekor und Skulpturenschmuck auf.
Die 90 bisher gefundenen unterirdischen Grabanlagen (Hypogäen) wurden nach den Inschriften zwischen 81 und 232 n. Chr. errichtet. Die Grabkammern sind zumeist mit reicher Bauornamentik oder prachtvoller Bemalung ausgestattet. Das Hypogäum der drei Brüder (160 n.Chr.) wurde zum Beispiel auf das Verschwenderischste mit Fresken verziert. Abgebildet sind Gestalten aus der griechischen Mythologie.
Von den Tempel- oder Hausgräbern, die zwischen 143 und 253 n. Chr. erbaut wurden, sind heute meist nur unansehliche „Trümmerhaufen“ übrig. Ursprünglich besaßen sie aber aufwendig gestaltete Fassaden in Tempelform und einen säulenumstandenen Innenhof.

Die Burg von Palmyra

Die Festung Qal’at Ibn Ma’an wurde vermutlich in mamelukischer Zeit  als weitere Festung zum Schutz gegen die Kreuzritter errichtet.