Kaum eine meiner vielen Reisen in den Orient war so faszinierend wie mein Besuch in Istanbul. Istanbul hat alles, was eine Stadt braucht: freundliche Menschen, tolle Sehenswürdigkeiten, eine herrliche Lage am Bosporus und eine ganz besondere Athmosphäre. Mein erster Eindruck war: so viele Moscheen und Minarette! Mein zweiter Eindruck: Oh Gott, was für ein Verkehr. Auto fahren in Istanbul ist tatsächlich gewöhnungsbedürftig – nichts, was ich einem unbedarften Deutschen empfehlen würde. Leider hatte ich nur einen Tag Zeit, da ich mich auf der Durchreise befand – aber dieser eine Tag war höchst beeindruckend. Ich werde auf jeden Fall noch einmal wiederkommen.
Die Hagia Sofia
Kaum war ich da, tauchte ich sofort ein in eine fremde Welt. Zu meiner Linken erblickte ich die Kuppeln und Minarette der stolzen Hagia Sofia, der ehemals heiligen Kirche der Weisheit. Auf der rechten Seite erhob sich die Sultan Ahmet Moschee, die auch die Blaue Moschee genannt wird. Diese ließ ich ersteinmal links liegen und begab mich stattdessen direkt zur Hagia Sofia. Mein erster Eindruck in der Hagia Sofia war: Wow. Was für ein riesiges Bauwerk. Kaum zu glauben, dass diese bereits 537 geweiht wurde. Wie konnten die Baumeister damals nur die Mittel und das Wissen haben, eine so gigantische Kuppel zu konstruieren? Neben der Größe beeindruckte mich auch die verschwenderische Pracht der Bemalungen und Verzierungen. Christliche Darstellung – zum Beispiel von der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind – waren genauso vorhanden wie große Kreise mit muslimischen Schriftzeichen. Ich halte es für wichtig, dass diese Kirche, die nach der Eroberung durch die Osmanen im Jahr 1453 eine Moschee wurde, ein Museum bleibt. Dieses Welterbe sollte für alle Religionen erhalten bleiben und niemandem ausschließlich gehören.
Die Blaue Moschee
Nach dem überwältigenden Eindruck der Hagia Sofia machte ich mich auf zur Blauen Moschee. Diese wurde 1617 von Sultan Ahmed dem Ersten (Regierungszeit 1603-1617) eingeweiht. Erbaut wurde die Moschee von Mehmet Aga, einem Schüler des berühmten Sinan. Dieser hatte Jahre zuvor die prachtvolle Süleymaniye Moschee errichtet. Vor dem Betreten der Moschee musste ich die Schuhe ausziehen. Mein Tipp: Schnürsenkel zusammenknoten und sich die Schuhe locker über den Arm hängen. So kann man die Schuhe bequem mitnehmen und muss keine Angst haben, sie später nicht mehr wiederzufinden. Ich war überrascht, dass es in der blauen Moschee so hell ist. Die Helligkeit und Leichtigkeit hat mich sehr beeindruckt.
Die Süleymaniye Moschee
Nach der Besichtigung ließ ich mir auf der Terasse eines hübschen Restaurants leckere Mezeler schmecken. Aus den verschiedensten Gerichten suchte ich mir ein paar heraus – leckere Salate, Tintenfischringe und vieles weitere mehr – und ließ es mir schmecken. Auf ein Hauptgericht konnte ich danach sehr gut verzichten. Kochen können sie in Istanbul. Und gerade die Mezeler waren ein Gedicht.
Nach dem Essen schlenderte ich gemächlich zur Süleymaniye Moschee. Ich platzte ungeschickterweise gerade mitten zur Gebetszeit hinein (das Schild hatte ich irgendwie übersehen)… also hielt ich mich dezent im Hintergrund. Es waren nicht viele Menschen beim beten, aber es war ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Vor allem die Stille, die nur von der Rezitation des Imam unterbrochen wurde. Ich habe eine Gänsehaut bekommen. Denn hier hatte ich das Gefühl, einen Hauch von dem zu kosten, was gläubige Muslime wohl verspüren: ein unglaubliches Zusammengehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl der Betenden – und die völlige Hingabe an Gott durch offene Unterwerfung. Besonders sehe ich dies im körperlichen niederwerfen und auf-die Knie gehen.
Nach dem Gebet schlenderte ich noch etwas durch die Moschee, die vom berühmten Hofarchitekten Süleymans des Prächtigen zwischen 1551 und 1557 errichtet wurde: dem großen Sinan. Die Moschee ist viel dunkler als die Süleymaniye – und viel feierlicher. Besonders interessant fand ich ein Schild mit der Aufschrift „Please do not sit on the carpet“ – bitte nicht auf den Teppich setzen. Ich war mehrmals in arabischen Ländern unterwegs. Vor allem in Syrien – unter anderem in der bedeutenden Omayyadenmoschee – habe ich sehr viele Gläubige gesehen, die auf dem Teppich saßen und sich unterhielten. Im Innenhof spielten die Kinder fangen oder fuhren Dreirad. Dies wäre in der Süleymaniye undenkbar.
Besonders fasziniert hat mich aber – die Toilette nahe der Süleymaniye. Man sollte es nicht glauben, aber im Inneren war dezentes Vogelgezwitscher zu hören. Es gab Bilder (diese in 3D, die es in Deutschland manchmal bei Losbuden bei einer Kirchweih zu gewinnen gibt) mit Wasserfällen in sanften Farben… Und Mauern mit lustigem rosa Mörtel.
Abreise
Leider war damit mein Aufenthalt in Istanbul sehr beschränkt und ich musste zurück zum Flughafen. Wieviel habe ich verpasst – den Topkapi Palast, den großen Basar und das lebendige Beyoglu mit dem Taksim-Platz und der istiklal Caddesi…. Ich habe mir fest vorgenommen, schnellstmöglich wieder nach Istanbul zu fahren und weitere spannenden Abenteuer zu erleben.
Ein Gastbeitrag von Sonja Marcovic