Der arabische Staatsmann Saladin wurde 1137 in Tikrit geboren. Er war kurdischer Abstammung, worauf die Kurden heute noch viel Wert darauf legen. Im Mittelalter wurde er sowohl im Orient als auch in Europa als weiser Staatsmann und geschickter Stratege geschätzt.
Wie sein Onkel Nur ad-Din wollte Saladin die Muslime einen, um die Kreuzfahrer aus Palästina zu vertreiben zu vertreiben. Dies war ein langer weiter Weg. Es gab in Syrien und in Palästina keinen zentralen Herrscher – jede Stadt und nahezu jedes Dorf stand für sich allein und schloss wechselseitige Bündnisse – auch mit den Kreuzfahrern. Die muslimischen Herrscher Zengi und Nur ed-Din riefen noch vor Saladin zur Einigung auf – richtig erfolgreich war aber erst Saladin.
Mission Einigung der Muslime
Um die Einigung der Muslime zu erreichen, ging Saladin 1169 nach Ägypten, wo er sich am Hof der dort herrschenden schiitischen Fatimiden unentbehrlich machte, bis er sogar zum Wazir der Fatimiden von Ägypten ernannt wurde – zu einer Art Ministerpräsident.
1171 übernahm er schließlich selbst die Macht in Ägypten und begründete die Dynastie der Ayyubiden. Daraufhin geriet er in Konflikt mit seinem Onkel Nur ad-Din, der den Widerstand gegen die Kreuzfahrer organisiert und eine Reihe von muslimischen Emiren bekämpft hatte. Eine direkte Konfrontation von Neffe und Onkel blieb aber aus, da
Nuraddin 1174 verstarb. Saladin zog daraufhin in Damaskus ein und machte es zu seiner Hauptstadt. 1183 folgte die Eroberung von Aleppo. In den Folgejahren bekämpfte Saladin die arabischen Fürsten in Syrien und Mesopotamien. Denn nicht alle arabischen Herrscher wollten gegen Kreuzfahrer kämpfen. Sie bekämpften sich lieber selbst – ihnen ging es dabei hauptsächlich um die eigene Bereicherung. Es gab wechselnde Allianzen der einzelnen muslimischen Fürsten – durchaus auch mal mit einigen Kreuzritterstaaten.
Die Kreuzfahrer kämpften im übrigen auch teilweise gegeneinander. Es herrschte also ein schönes Chaos in Palästina.
Die Rückeroberung von Jerusalem
Nach zahlreichen Scharmützeln mit muslimischen Herrschern und insbesondere nach der Befriedung der strategisch wiichtigen Stadt Mossul fühlte sich Saladin 1984 endlich stark genug. Zunächst schlug er die Franken an den Hörnern von Hittin vernichtend. Dabei machte er sich die natürliche Lage zunutze sowie das trockene Klima. Das Fränkische Heer wurde in einen Hinterhalt gelockt. Die Truppen der Kreuzfahrer hatten nicht ausreichend zu trinken. So gewann Saladin die Schlacht und eroberte Jerusalem sowie große Teile des fränkischen Gebietes zurück. Saladin erwies sich dabei als gnädig. 1099 hatten die Kreuzfahrer ein Blutbad unter den Einwohnern Jerusalems angerichtet. Dabei nahmen sie keine Rücksicht auf Muslime, Juden und orthodoxe Christen.
Dafür war Saladin tatsächlich recht milde: er erlaubte der Bevölkerung, sich freizukaufen.
Zusätzlich ließ er alle Alten gehen. Auf Bitten seines Bruders ließ er tausend Arme ohne Lösegeld ziehen. Auf Bitten des fränkischen Patriarchen ließ er weitere 700 Arme ziehen.
Balin von Ibelin, der die Verteidigung Jerusalems geleitet hatte, bat darum, 500 freizulassen, was Saladin ebenfalls gewährte. Weitere 7000 wurden für insgesamt 30000 Dinar freigekauft. Trotzdem wurden 15000 der Bewohner Jerusalems als Sklaven verkauft.
Saladin und Richard Löwenherz
Legendär ist auch das Verhältnis von Saladin und Richard Löwenherz. Letzterem war es 1190 gelungen, einige arabische Stützpunkte zurückzuerobern. Doch Jerusalem konnte der Engländer nicht einnehmen.
Hühnerfleisch für einen kranken König
Bei der Belagerung von Akko soll sich folgendes zugetragen haben:
König Richard erkrankte. Seine Ärzte verordneten ihm eine Diät. Für besonders geeignet hielten sie Hühnerfleisch, was den Belagerern jedoch ausgegangen war. Daraufhin baten die Ärzte Saladin um Hühnerfleisch. Als Begrünung lieferten sie, dass die Falken des Königs dies benötigten.
Saladin schickte tatsächlich Hühnerfleisch. Durch seine Spione war er aber über den wahren Sachverhalt unterrichtet worden – deswegen wünschte er König Richard gute Besserung.
Heirat zwischen Saladins Bruder und einer Fränkin
Richard Löwenherz machte den Vorschlag, Saladins Bruder solle seine Schwester heiraten. Saladins Bruder fand die Idee gut und setzte alles daran, die Erlaubnis von Saladin einzuholen. Dieser erlaubte es tatsächlich! Allerdings betonte er dabei, dass er den Vorschlag für eine List von Richard Löwenherz hielt. Die frohe Botschaft wurde Richard Löwenherz übermittelt, doch die Hochzeit kam nicht zustande. Denn die Dame bekam einen Wutanfall, als ihr der Vorschlag unterbreitet wurde und sie schwor, niemals einen Muslim heiraten zu wollen.
Vermutlich hat es sich bei dem Vorschlag von Richard Löwenherz tatsächlich um eine List gehandelt. Wahrscheinlich hatte er nur versucht, Zwietracht zwischen Saladin und seinem Bruder zu sähen und darauf spekuliert, dass sich der Bruder gegen Saladin auflehnen könnte.
Das Privatleben von Saladin
Über das Privatleben von Saladin ist nicht viel bekannt. Er war verheiratet mit Ismat ad-Din Khatun (+1186). Sie war die Tochter von Mu’in ad-Din Unur, des Regenten von Damaskus. 1147 wurde sie mit Saladins Onkel Nur-ed-Din verheiratet, der den Widerstand gegen die Kreuzzüge anstrengte. Nur ad-Din wurde 1148 schließlich sogar Herrscher über Damaskus, als die Kreuzfahrer Damaskus belagerten und er helfend einschritt. Ismat erwies sich als eine würdige Königin. Geschichtsschreiber priesen ihren Mut. Als Nur ad-Din 1174 starb, besetzte Almaric I von Jerusalem die Küstenstadt Banyas. Ismat bot ihm ein Lösegeld an, das tatsächlich nach zwei Wochen gezahlt wurde. So wurde Banyas ohne Blutvergießen gerettet
Saladin zog 1174 Nur ad-Dins Nachfolger in Damaskus ein und heiratete zwei Jahre später Ismat ad-Din. Die Ehe blieb kinderlos, aber Ismat hatte ein sehr enges Verhältnis zu ihrem Ehemann. So schrieb Saladin ihr in der Zeit vor ihrem Tod im Jahr 1186 jeden Tag Briefe.
Die Nachricht von ihrem Tod wurde drei Monate vor Saladin geheimgehalten, da er selbst von einer schweren Krankheit genaß.
Ismat ad-Din war Patronin zahlreicher religiöser Gebäude in Damaskus, z.B. einer Koranschule und dem Mausoleum ihres Vaters. Sie wurde in der Jami‘ al-Jadid in Damaskus begraben.
Der Tod und das Nachwirken von Saladin
Saladin starb 1193 in Damaskus, wo er in einem Mausoleum beigesetzt wurde. Sein Bruder al-Adil wurde sein Nachfolger. Saladin genoss insbesondere in Europa hohes Ansehen. So gab der große Dante Alighieri Saladin einen Platz im Limbus – dem Ort der unschuldig schuldig Gewordenen, die zwar sündenfrei sind, aber nicht dem christlichen Glauben angehören neben Namen wie Aristoteles, Avicenna, Homer oder Vergil.
Im Orient geriet der große Herrscher in Vergessenheit und wurde erst wieder bekannt, als sich die Europäer Ende des 19. Jahrhunderts für ihn interessierten. Besonders Wilhelm II war so so begeistert, dass er ihm einen Sarg gestiftet hat. Dieser befindet sich heute noch im Mausoleum in Damaskus. Saladin ruht allerdings in einem deutlich schlichteren Sarg.