Die Athmosphäre von Istanbul ist einzigartig. Die Lage zwischen zwei Kontinenten am Bosporus, der Verbindung zwischen dem schwarzen Meer und dem Marmarameer, war strategisch so bedeutsam, dass Istanbul über sehr lange Zeit eine der wichtigsten Städte der Welt war. Das ist auch heute noch bei den zahlreichen prachtvollen Bauwerken zu spüren – und auch bei der Gastlichkeit und Lebensfreude der Einwohner.
Die Geschichte von Istanbul
Antike
Die Stätte Istanbuls war vermutlich schon etwa 3000 v.Chr. besiedelt. Schriftlich erwähnt wird die Stadt jedoch erstmals um 660 v.Chr. als sich griechische Kolonisten am goldenen Horn niederließen. Schon bald wurde Byzantion, wie die Stadt genannt wurde, zu einer bedeutenden Handelsmetropole. 512 v.Chr. eroberte der Perserkönig Daraios die Stadt; dennoch gelang es den Spartanern 478, Byzantion wieder zu befreien. Der Vater Alexanders des Großen versuchte im 4. Jahrhundert vergeblich, Istanbul einzunehmen. Angeblich wurden die Bewohner Byzantions durch den Mond gewarnt, der plötzlich zwischen den Wolken hervortrat. Deswegen schmückt heute der Halbmond die türkische Flagge. Den Eroberungszügen Alexanders des Großen wenige Jahre später trotzte Byzanz, indem sie eine geschickte Bündnispolitik mit Rom einging. Deswegen wurde die Stadt weitgehend von den Kriegswirren verschont. Byzanz war nun fest in das römische Reich eingegliedert und versuchte, kräftig in der Politik mitzumischen. Als sich die Stadt im zweiten Jahrhundert n. Chr. Jedoch auf die Seite des römischen Thronanwärters Pescennius Niger stellte, erwies sich dies als schlechter Schachzug – Septimus Severus blieb Sieger und ließ Istanbul zerstören. Auch um 324 wurde die Stadt durch die Kämpfe zwischen Licinius und Konstantin in Mitleidenschaft gezogen.
Mittelalter
Konstantin machte 330 Byzanz zur Hauptstadt des römischen Reiches. In dieser Zeit entstanden herrliche Bauwerke. Als sich 395 das römische Reich teilte, wurde die Stadt am Goldenen Horn die Hauptstadt des byzantinischen Reiches. Um 420 herrschte der Kaiser Theodosios II. Unter ihm wurde eine große Befestigungsanlage errichtet, die theodosianische Landmauer. Von 527-565 erlebte Byzanz unter Justinian eine Blütezeit. Große Gebiete des römischen Reiches eroberte er zurück. Unter seiner Herrschaft wurde auch die Hagia Sofia errichtet, die größte Kirche ihrer Zeit. In den flgenden zwei jahrhunderten erlebte Byzanz einen wirtschaftlichen Abschwung, hervorgerufen durch Angriffe der Araber und Pestepidemien. Von 867 – 1056 beherrschten Makedonen das Reich. Unter ihnen blühte das Reich von Neuem auf. 1054 kam es nach einem Streit des römischen Papstes mit dem byzantinischen Patriarchen zur Trennung der oströmischen und der weströmischen Kirche. Ab 1081 beherrschte die Komnendynastie Byzanz. Unter ihnen veränderte sich das Stadtbild stark. Händler aus Genua Venedig und Pisa ließen sich nieder, um Handel zu treiben. Die Metropole am Goldenen Horn wwuchs und gedieh weiter. Nach 1185 herrschte die Dynastie der Angeloi. Als Spannungen mit dem weströmischen Reich entstanden, wurde der vierte Kreuzzug nach Konstantinopel umgeleitet. 1204 zerstörtem die Franken die blühende Stadt; ein lateinischer Kaiser und ein Patriarch aus Venedig wurden als Herrscher eingesetzt. In den folgenden Jahren plünderten die Weströmer Byzanz weiter; der einstige Glanz und und das oströmische Reich zerfielen. 1261 gelang es schließlich Michael VIII Palaiologos, die Stadt zurückzuerobern. Die Latiner wurden vertrieben und Konstantinopel neu aufgebaut. Im 14. Jahrhundert wurde Byzanz durch Bürgerkriege, Erdbeben und die Pest heimgesucht. Seine Schwäche führte dazu, dass die Stadt an die Osmanen tributpflichtig wurde, die 1453 Konstantinopel schließlich einnahmen.
Neuzeit
Nach der Eroberung der Osmanen am 29. Mai 1453 flohen die Bewohner von Byzanz. Mehmet Fatih siedelte Menschen aus unterworfenen Gebieten in seiner neuen Hauptstadt an, um sie wieder zu füllen. Die Genueser dürfen weiterhin in Galata siedeln. 1480 sind nur gut die Hälfte der Einwohner Türken. Selim I eroberte von 1512 – 1520 Ägypten und Syrien. Istanbul war nun Hauptstadt der islamischen Welt. Danach regierte Süleyman der Prächtige das Reich. Sein Hausarchitekt Sinan erschuf in dieser Zeit glanzvolle Bauwerke wie die Süleymanie. Nach seiner Herrschaft begann das reich jedoch langsam zu verfallen. 1683 schlugen die Westmächte das als unbesiegbar geltende Heer bei der zweiten Belagerung von Wien. Istanbul wurde von zahlreichen Bränden heimgesucht. Die zunehmende Vorherrschaft Europas schwächte das Osmanenreich nun auch zunehmend in wirtschaftlicher Hinsicht. Europäische Kultur dringt in das Türkeinreich; um 1703-1730 entstehen Bauten im Stil des türkischen Barock. Das 19. Jahrhundert wird Zeitaler der Reformen – Tanzimat – genannt. Das Heer, die Verwaltung und die Wirtschaft wurden nach europäischen Vorbildern reformiert. Dabei verschuldete sich das Osmanenreich jedoch bei den Westmächten. Im ersten Weltkrieg verlor das osmanische Reich schließlich alle Gebiete. Von 1920-1922 besetzten die Alliierten das Land, bis schließlich 1923 Mustafa Kemal Atatürk die Macht ergriff und Ankara zur neuen Hauptstadt erhob. Das prachtvolle Istanbul bleibt aber die wirtschaftsstärkste und prachtvollste Stadt der Türkei, dessen Zauber sich noch immer kaum jemand entziehen kann.
Istanbuls Sehenswürdigkeiten
Hagia Sophia
Das Wahrzeichen Istanbuls ist die prächtige Hagia Sofia, die Kirche der heiligen Weisheit. Sie erhebt sich auf einer Halbinsel, die in das Marmarameer hineinragt. Von hier bietet sich eine wunderbare Aussicht. 537 unter der Herrschaft des Justinian errichtet, war sie lange Zeit der größte Kuppelbau der Welt und die Hauptkirche des oströmischen Reiches. 1453 wurde sie unter der Herrschaft der Osmanen in eine Moschee umgewandelt; seit 1934 ist sie ein Museum. Die 56,2 m hohe Kuppel wölbt sich über einem Quadrat mit 31 m Kantenlänge. Vier gewaltige Pfeiler stützen das Dach. Es sind noch Reste von Wandmalerien sowie großflächige Mosaike zu bestaunen.
Topkapi Palast
Der Topkapi Palast liegt in unmittelbarer Nähe der Hagia Sophia. Der Serail umfasste ursprünglich ein Gebiet von 70 ha. Er war die ehemalige Machtzentrale der Sultane und wurde etwa 1540 errichtet. Der Palast war wie eine eigene Stadt. Er bestand nicht aus einem Block, sondern aus einzelnen Gebäuden, die in einem großen Garten verteilt waren. Überall lässt sich noch der Prunk erahnen, mit denen sich die Sultane einst umgaben. Der erste Hof beherbergte ein Hospital; im zweiten lagen die Räume der Reichsverwaltung, die Küchen und Stallungen. Im dritten Hof wurden die Beamten ausgebildet. Der vierte Hof war der Privatbezirk des Sultans, der Harem. Er erhielt seine Gestalt von 1574 bis 1757. Mitte des 17. Jahrhunderts waren hier 40000 Menschen beschäftigt. 1853 wurde die Anlage schließlich zugunsten des Dolmabahce-Palastes aufgegeben.
Yerebatan Sarayi
Ein schönes Erlebnis ist es, die Yerebatan-Zisterne aus der Römerzeit zu besichtigen. Die Anlage geht vermutlich auf Konstantin zurück, erhielt ihre Ausstattung aber unter Justinian. Die Zisterne ist 138 m lang, 64 m breit und besitzt 336 Säulen. Sehenswert sind die beiden Medusenhäupter. Das sanfte Plätschern des Wassers, die ruhige Musik und das milde Licht lassen den Besucher nach anstrengenden Besichtigungen wieder ein bisschen zu Atem kommen.
At Meydani
Der Platz des ehemaligen Hippodroms, dessen Pferderennen bis zu 150000 Besucher verfolgen konnten, entstand in Osmanischer Zeit ein bedeutender Versammlungsplatz, der At Meydani. Hier führte die Privatarmee des Sultans, die janitscharen, jeden Freitag Kampdspiele aus. Heute stehen auf dem Platz drei Säulen: der ägyptische Obelist des Thutmosis III., den Theodosius im Jahre 390 aus Karnak mitgehen ließ; die bronzene Schlangensäule, die Konstantin der Große aus Delphi bringen ließ sowie ein gemauerter Obelisk, der vermutlich in spätrömischer Zeit errichtet wurde.
Die blaue Moschee
Gegenüber der Hagia Sophia erhebt sich die herrliche blaue Moschee, die von 1609 bis 1617 unter der Herrschaft von Sultan Ahmet I von einem Schüler des Architekten Sinan, Mehmet Aga, errichtet wurde. Sie besitzt 6 Minarette und 260 Fenster. Die Kuppel ist 43 m hoch und wird von 5 m dicken Pfeilern getragen. Ursprünglich war die Moschee mit 21000 blauen Fliesen ausgelegt. Ein Teil der Kacheln fiel im Laufe der Zeit jedoch ab. Die leeren Stellen wurden nachgemalt.
Der große Basar
Der große Basar ist erstreckt sich nördlich des goldenen Hornes am Fuße der Süleymanie. Unter Mehmet II. Fatih (1451-1481) wurde eine große Pfeilerhalle errichtet, in der Handelswaren sicher eingeschlossen werden konnten. Dies gilt als die erste Markthalle des großen Basares. Unter Süleyman wurde eine zweite halle errichtet, die 20 Kuppeln besaß. Beide Hallen waren von überdachten Straßen umgeben, in denen sich weitere Läden befanden. Nach schweren Bränden wurden die Marktstraßen um 1700 mit Stein überdacht. Insgesamt gibt es 17 Tore, die während der Geschäftszeiten des Marktes – Montag bis Samstag von 8 bis 19 Uhr geöffnet sind. Hier findet sich alles, was das Herz begehrt – Teppiche, Lederwaren, Kupfergeschirr, Goldschmiedearbeiten… In manchen Gassen können aber auch alltägliche Dinge wie Bekleidung und Bettwäsche erstanden werden.
Süleymanie Camii
Eine der schönsten Moscheen der Stadt ist die Süleymanie, die sich über dem Großen Basar erhebt. Sie wurde zwischen 1551 und 1557 von Sinan im Auftrag Süleyman des Prächtigen errichtet. Es handelt sich dabei um die größte osmanische Architekturanlage überhaupt. Die Moschee liegt in einem Garten, der 200 m lang und 140 m breit ist. Architektonisch ist die Süleymanie an die Hagia Sophia angelgt – auch hier finden sich vier mächtige Pfeiler, die die Kuppel tragen. Diese ist jedoch geringfügig kleiner als der byzantinische Kirchenbau. Die Fliesen um die Mihrab-Nische und die farbigen Fenster sollen noch Originale sein; die Malereien wurden im 19. Jahrhundert restauriert.
Beyoğlu und Galata
Auf der anderen Seite des Haliç liegen die Viertel Beyoğlu und Galata. Das Wahrzeichen ist der 60m hohe Galataturm, der alle anderen Gebäude überragt. Er wurde 1348 von den hier lebenden Genuesern als Teil einer Befestigungsanlage erbaut. Im Turm gibt es eine Aussichtsplattform, von der sich ein herrlicher Blick auf Istanbul bietet, sowie ein Luxusrestaurant. Nach Beyolu gelangt man von der Galatabrücke am besten mit dem Tünel, einer unterirdischen Standseilbahn, die 1875 in Betrieb genommen wurde. Sie überbrückt 200 m Höhenunterschied auf einer Strecke von 614 m. Oben angekommen, befindet man sich direkt auf der Istiklal Çaddesi im Viertel Beyoğlu, der Shoppingmeile Istanbuls. Hier kann man alles kaufen, was das Herz begehrt. Seit Mitte der 80er gibt es hier auch eine Straßenbahn, die vom Tünel bis zum Taksimplatz führt. Unterwegs lohnt vor allem die Cicek-Pasaji, die Blumenpassage, einen Besuch: hier befinden sich viele kleine Restaurants, in dem das leckere türkische Essen genossen werden kann. Geht man oder fährt man weiter, gelangt man zum Taksim. Hier liegt das Atatürk-Kulturzentrum, in dem Opern, Konzerte und andere Kulturveranstaltungen stattfinden, und hier befindet sich auch ein großer Busbahnhof. Im Zentrum des Platzes findet sich das Denkmal der Republik, das Atatürk mit zwei Kampfgefährten bei der Durchschreitung eines Bogens zeigt.
Dolmabahçe
Am Fuße des Taksim befindet sich der Palast von Dolmabahçe. Der Bau wurde 1853 fertiggestellt und ist architektonisch stark an westlichen Strömungen orientiert. Dolmabahce bedeutet „Gefüllter Garten“, denn im 17. Jahrhundert wurde hier eine Bucht aufgeschüttet. Auf diesem neu entstandenen Platz wurde die Sommerresidenz der Sultane errichtet, die jedoch 1840 abbrannte. Somit war Platz genug für den Dolmabahçe-Palast entstanden. Der Bau ist in Neobarock und Neoklassizismus gehalten und besticht durch seine prachtvolle Ausstattung. Im mittleren, höheren Trakt liegt der Thronsaal, links davon die Regierungsräume und rechts der Harem. Insgesamt besitzt der Palast 200 Zimmer, die auf zwei Stockwerke verteilt sind.
Ortaköy
Einen Besuch wert ist das Viertel Ortaköy, das sich am Fuße der Bosporusbrücke erstreckt. Es beherbergt zahlreiche Cafes und Kneipe. Hier kann man herrlich ausspannen und die schöne Gegend genießen. Neben der Schiffsanlegestelle erhebt sich die kleine Ortaköy Camii, die eines der beliebtesten Fotomotive Istanbuls darstellt. Sie wurde 1854 vom Baumeister des Dolmabahce-Palastes errichtet.