Maarrat an-Nu’man

Die Toten Städte von Maarrat an-Nu’man in Nordsyrien

80 km südlich von Aleppo befinden sich die toten Städte von Ma’arrat an-Numan. Sie gehören zu den besterhaltendsten Ruinenstätten und sind ein absolutes Muss für jeden Syrienbesucher.

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Al-Bara

Al-Bara wurde wohl im vierten Jahrhundert n.Chr an der Handelsstraße zwischen Antiochia und Apamea gegründet. Seine Blütezeit erlebte die Siedlung jedoch erst im 5. und 6. Jahrhundert dank seines Reichtums an Oliven. Die Ölindustrie muss sehr lohnend gewesen sein – man fand sehr hochentwickelte Olivenpressen. Außerdem kann man heute noch gut erhaltene Grabbauten sehen, die auch auf den Reichtum der Stadt schließen lassen.

Als die Muslime die Stadt eroberten, zerstörten sie das bisherige Handelsstraßennetz. Dennoch blieb al-Bara besiedelt – hauptsächlich Christen wohnten hier. Die Stadt besaß sogar einen Bischof, der Antiochia unterstellt war. Als 1098 die Kreuzfahrer kamen, setzten sie den orthodoxen Religionsführer kurzerhand ab und riefen einen lateinischen Bischof aus. Unter der Führung von Raymond de St. Gilles, dem Bischof von Tripolis, richteten sie darauf in der nahegelegenen Siedlung der Muslime Maarat an-Numan ein Massaker an. Bis zu 22000 Männer sollen ums Leben gekommen sein, die Frauen und Kinder wurden als Sklaven verkauft.

1123 eroberten die Muslime die Stadt zurück. Sie errichteten hier die Festung Qal’at Abu Sufyan. Im 12. Jahrhundert wurde al-Bara nach einem starken Erdbeben verlassen. Das Gelände, idyllisch in einem Olivenhein gelegen, umfasst 6 Quadratkilometer. Es lassen sich mindestens fünf Kirchen aus dem 5. und 6. Jahrhundert, drei Klöster, verschiedene Villen, zwei Pyramidengräber mit eingraviertem Blumenmuster und eine unterirdische Grabanlage besichtigen.

Sirjilla

Kaum zwei Km von al-Bara entfernt, findet sich die Siedlung Sirjilla. Sie ist noch besser erhalten als al-Bara und es entsteht der Eindruck, als sei sie gerade erst verlassen worden. Die Geschichte Sirjillas ähnelt der von al-Bara, auch hier entstand der Reichtum durch die Erzeugung von Olivenöl, doch wurde sie bereits nach der Eroberung der Muslime aufgegeben, als sich die Handelsstraßen verlagerten.

Zu besichtigen gibt es heute ein Badehaus, das 473 in byzantinischer Zeit errichtet wurde. Ein archeologisches Team entdeckte darin 1899 ein großes Mosaik, das jedoch verschwunden war, als die Archeologen sechs Jahre später wiederkamen. Neben dem Bad findet sich ein Versammlungsplatz für Männer, ein sogenanntes Andron. Besonders sehenswert ist ein zweistöckiges Wohnhaus. In den unteren Räumen findet sich ein großer Bogen, der die oberen Räume abstützte. Diese Konstruktion war typisch für die toten Städte. Auch eine noch fast vollständige Kapelle kann besichtigt werden. Sie wurde 372 erbaut und im 6. Jahrhundert renoviert und gilt als eine der ältesten christlichen Sakralbauten der Region.