Mnajdra und Hagar Qim – Steinzeittempel auf Malta

Der Steinzeittempel von Mnajdra (gesprochen: Mnaidra) ist eines der herausragendsten Beispiele einer neolithischen Tempelanlage auf Malta und weltweit. Die Anlage befindet sich auf einer Felsterrasse auf Südmalta – etwa 500 Meter von der Anlage Hagar Qim entfernt. Mnajdra besteht aus drei Tempeln, die von einem halbrunden Platz abzweigen. Ein herausragendes Merkmal ist dabei die Stufe, die den Eingang des Südtempels umrahmt. Dabei könnte es sich um eine Sitzbank und somit um einen Versammlungsplatz gehandelt haben.

Mnajdra und Hagar Qim – Öffnungszeiten

Montag bis Sonntag (außer Karfreitag, Heilig Abend, Silvester und Neujahr): 10.00 – 18.00 Uhr

Letzter Einlass 17.30 Uhr

Mnjadra und Hagar Qim – Eintrittspreise

Erwachsene (18+): €10.00

Senioren (60+): €7.50

Jugendliche und Studenten (12-17): €7.50

Kinder (6-11): €5.50

Kinder unter 6 Jahren: kostenlos

Die Tempelanlage von Mnajdra

Der Osttempel

Der kleinste Tempel auf der Nordostseite ist der älteste Tempel und entstand etwa zwischen 3600 und 3200 vor Christus. Zu dieser Zeit entstand auf Gozo der Ggantija Tempel, der dieser Epoche auch seinen Namen verlieh. Der Tempel ist sehr einfach konstruiert und bestand aus einer einzelnen Kammer mit einer Sakralnische. Der Torba-Fußboden ist noch gut zu erkennen.

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Der Südtempel

Der Südtempel (auch Westtempel genannt) wurde in der Tarxien Phase um etwa 3000 vor Christus fertiggestellt, dicht gefolgt von der mittleren und größten Tempelanlage, die bald darauf abgeschlossen wurde. Der Südtempel ist so errichtet worden, dass zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche am 20, März und am 22. September der erste Sonnenstrahl des Tages bis in das Allerheiligste vordringt. Zur Sommer- und zur Wintersonnenwende am 21. Juni und am 21. Dezember dringt der erste Sonnenstrahl des Tages bis zu zwei dekorierten Felsspalten vor. Der Eingang zum Tempel ist mit einem Trilith-Zugang versehen, der aufwändig mit einem Lochmuster verziert wurde. Diese Löcher symbolisierten möglicherweise Sonnenstrahlen. Von der Eingangskammer führt rechts ein Fensterstein in eine kleine Kammer, die verschlossen werden konnte. Die Türöffnung wurde unter großen Anstrengungen aus einem Felsblock herausgeschlagen, der passgenau eingefügt wurde. Eventuell hat es sich um die Privatkammer des obersten Priesters gehandelt. Der Eingang zur Hauptkammer wurde rechts und links von zwei Altaren flankiert. Von der Hauptkammer zweigen rechts und links zwei Nebenkammern mit eigenen Altären ab. Bemerkenswert ist in der rechten Kammer, dass sich die Dachkonstruktion nachvollziehen lässt.

Der Mitteltempel

Der Mitteltempel ist über drei große Steinstufen zu erreichen. Imposant ist der hier verbaute Fensterstein. Neben dem Haupteingang befand sich eine kleinere Seitenpforte – bei keinem anderen Tempel auf malta wurde etwas vergleichbares entdeckt.  Interessant ist hier besonders die altarähnliche Struktur der Hauptkammer. Rechts dvaon befindet sich ein Trilithaltar, links eine kleine Kammer mit eigenem Altar, wieder durch einen Fensterstein abgetrennt.

Die Tempelanlage von Hagar Qim

In diesem Tempelkomplex finden sich die Reste von vier Tempeln, die zwischen 3600 und 2500 v. Chr. entstanden sind, darunter der am besten erhaltene Südtempel. Er gehört einerseits zwar an den Anfang der Tempelphase, entstand aber in seiner heutigen Form durch diverse Umbauten in der Spätphase und ist ein für Malta einmaliger agglutinierender Tempel.

Der ursprüngliche, in seiner Ahornblattform noch erkennbare Tempel wurde im zentralen Teil im Bereich der oberen Altarnische mit einem zweiten Eingang versehen und damit profaniert. Dies belegt die weitgehende Entfernung der Bodenplatten in diesem Bereich. Die linke Raumbucht dieses Tempelteils wurde nach links durch einen Korridor erweitert, der den internen Zugang zum Tempelteil B ermöglicht. Der Tempel B hat auch wieder den zuvor üblichen, gegenüber viel älteren Anlagen nur mehr rudimentären Kopfaltar (aber keine zweite Raumbucht und keinen separaten Zugang). Die Tempel C, D und E haben separate äußere Zugänge, sind aber Innen im Vergleich zu der alten, im Tempel A1-A2 sichtbaren Form, anders strukturiert.
Im vorderen Teil des Alttempels A1 wurden zwei mit Farnrelief verzierte Altarblöcke und die Venus von Malta gefunden. Seine beiden Raumbuchten oder Apsiden sind durch geschlossene Megalithreihen unterteilt, die nur fensterartige Durchbrüche haben, die vermutlich dieselbe Funktion hatten, die nun der Orakelnische zukam. Die mit der Umgestaltung verbundene religiöse Umwälzung führte offenbar auch dazu, dass die Bevölkerung nun Zugang zu kleinen, offenen Außentempeln (F) und zur so genannten Orakelnische erhielt. Sie hat eine Öffnung zum Tempelteil (A2) durch die nicht etwa geweissagt wurde, sondern Opfergaben in den Tempel geworfen werden konnten, die sich im rot gestrichelten Bereich ansammelten, der von einer niedrigen Steinbarriere eingefasst war. Dass es sich um eine zumeist mit Auseinandersetzungen verbundene Aktion handelte, zeigen Reste von figürlichen Darstellungen die im grau gestrichelten Bereich (G) gefunden wurden. Dieser Teil war einst durch das (graue) Füllmaterial der Zwickelbereiche unzugänglich, so dass die hier sekundär wiederverwandten (entsorgten) Steinbilder nicht mehr sichtbar waren. Die Tempel wurden aus globigerinem Kalkstein errichtet. Die Fassade des gesamten Komplexes wurde von einem Bankaltar zur Ablage von Opfergaben umgeben, die übliche Exedra wurde völlig ersetzt. Neben dem östlichen Außentempel (F), bei der Orakelnische liegt der größte Monolith, der je in einer maltesischen Tempelfassade verwendet wurde. Er ist 3 m hoch, 6,40 m lang und wiegt etwa 20 Tonnen. An der Nordseite befindet sich ein stehender Megalith von 5,20 m Höhe.

Die Bedeutung der Tempel von Malta

Welche Rituale einst in den Tempeln abgehalten wurden, bleibt rätselhft. Genauso mysteriös ist, dass die Tempel nacheinander und nebeneinander errichtet wurden. Taten die Steinzeitbaumeister dies, um mehr Platz zu schaffen oder wurde vielleicht in jedem Tempel eine andere Gottheit angebetet? Interessant ist auch die Theorie, dasse sich bei den oberirdischen Tmpeln um Anlagen für die Lebenden gehandelt haben könnte, während die Toten in unterirdischen Anlagen wie dem Xaghra Kreis bei Ggantija oder dem berühmten Hypogäum Hal Saflieni bestattet wurden. Demnach könnte sich auch nahe Mnajdra und der nahegelegenen Anlage Hagar Qim ein bisher unentdecktes Hypogäum befinden.

Die Steine und ihr Transport

Der besondere Reiz von Mnajdra besteht darin, dass weit und breit keine Spur menschlicher Besiedlung ist – mit Ausnahme des großen Sonnendachs, dass die Archäologen in den letzten jahren installiert haben, um die Ausgrabungsstätte zu schützen. Die Außenwände des Tempels wurden aus Korallenkalkstein errichtet. Dieser war hart und widerstandsfähig. Die innerend Wände hingegen wurden aus Globigerina Kalkstein geschlagen, der deutlich weicher ist und sich einfacher formen lässt. Transportiert wurden die Steine vermutlich mit Hilfe von Steinkugeln, die nahe der Tempelanlagen gefunden wurden – und nicht mit Baumstämmen. Ob die tiefeingegrabenen Spuren der Cart Ruts von Clapham Junction mit den Abbaumethoden zu tun hatten, ist umstritten.

In der Gegend von Mnajdra gibt es einige interessante Sehenswürdigkeiten wie dem Hamrija Wachturm aus dem 17. Jahrhundert und ein Denkmal für den britischen Gouverneur Sir Walter Norris Congreve.

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