al-Hakim und Sitt al-Mulk

Der Fatimidenherrscher Abu Ali al-Mansur, genannt al-Hakim regierte von 995-1021. Kaum ein Herrscher wurde zugleich so vergöttert und so sehr gehasst. Eine Schlüsselrolle in seinem Leben spielte seine Schwester Sitt al-Mulk, die seinen Untergang herbeiführte.

Das Diktat des al-Hakim

Nachdem al-Hakims Vater al-Aziz gestorben war, kam al-Hakim auf den Kalifenthron. Zuerst regierte ein Eunuch für ihn – diesen ließ al-Hakim jedoch um 1000 beseitigen. Von nun an regierte er selbst. Schnell zeigte sich, dass er – nun – gewisse spezielle Vorlieben und Wünsche hatte, die er mit brutaler Gewalt umsetzte.

Beispielsweise ließ er alle Hunde töten, weil ihr Gebell ihn störte. Er verbot Musik in der Öffentlichkeit, Alkohol und nächtliches Ausgehen. Frauen durften das Haus nicht mehr verlassen, ihnen war lachen, weinen und Vergnügungen verboten. Sie durften nicht mehr auf Friedhöfe gehen und auch nicht mehr ins Badehaus. Schumacher von Frauenschuhen wurde der Beruf verboten. Sieben Jahre und sieben Monate waren Frauen zu Hause gefangen. Manche verließen trotzdem das Haus – wenn sie erwischt wurden, ließ al-Hakim sie töten.
Auch kam es unter der Regentschaft von al-Hakim zu massiven Christen- und Judenverfolgungen. Als Fatimidenkalif hatte al-Hakim auch die Oberhoheit in Jerusalem. Um 1009 ließ er die Grabeskirche in Jerusalem zerstören – ein Auslöser für die Kreuzzüge.
Zugleich ließ al Hakim ließ sich wie einen Gott verehren. Bei zwei regligiösen Gelehrten, Hamza ibn Ali ibn Ahmad und Muhammad al-Darazi, kam das strikte Vorgehen gut an. Sie begründeten die Religionsgemeinschaft der Drusen. Höhepunkt war, dass sie öffentlich verkündeten, al-Hakim sei nein Gott. Dies löste im Volk schwere Unruhen aus. Die Drusen gibt es heute in Syrien, Palästina und im Libanon. Die Drusen glauben an Reinkarnation, Seelenwanderung, Neuplatonismus  und parallele Welten.

Das Ende des al-Hakim und der Aufstieg der Sitt al-Mulk

Beim Ende von al-Hakim war wohl wesentlich seine Schwester Sitt al-Mulk (970-1023) beteiligt. Sie soll seine Beraterin gewesen sein und eine hohe Apanage von ihm erhalten haben – und in das rätselhafte Ende des Fatimidenkalifen verwickelt gesen sein. Fakt ist:
am 13.2.1021 verschwand al-Hakim einfach.Nach Meinung der einen war Sitt al-Mulk darin verwickeln, die ihn töten lies. Nach Meinung der Drusen jedoch wurde er der Erde entrückt, auf die er eines Tages zurückkehren wird. Nach dem Verschwinden von al-Hakim brachten die Korangelehrten seine Schwester Sitt al-Mulk an die Macht.
Wie ihre männlichen Kollegen war sie keine zimperliche Herrscherin – so ließ sie beispielsweise einen General ermorden, um ihre Macht zu erhalten. Vier Jahre regierte sie das Reich. Unter ihr kam es zu erheblichen Drusenverfolgungen.
Sie war eine erfolgreiche Politikerin. Besonders bemühte sich Sitt al-Mulk darum, das Verhältnis des Fatimidenkalifats zu Byzanz zu entspannen.  Denn al-Hakim hatte 1015 Aleppo in Nordsyrien dem Kaiserreich von Byzanz abgenommen.  Ein  von ihr ausgehandelter Waffenstillstand hielt nach ihrem Tod noch 25 Jahre.
Sitt al-Mulk starb am 5. Februar 1023 im Alter von 52 Jahren.